Verkehrszeichen

Es war zur Zeit Leo X., Cesare Borgias und Macchiavellis in Italien: die Renaissance Jacob Burckhardts, als es drunter, drüber und drauf ging. So eine Frau vom Typ Lucrezia Borgias, auch so eine Glücksritterin, mal Herzogin hier, mal Gräfin dort, war in ihrer Burg von ihren Feinden belagert worden - und diese hatten sogar ihre Kinder in ihre Gewalt gebracht, schleppten die armen Bälger auf ihren Wall, drohten, sie zu töten wenn sich die Mutter nicht ergeben würde. Da stieg auch diese Frau auf den Wall, hob ihr Kleid bis zum Hals hoch, zeigte Titten und Möse, und schrie: »Dann bringt Sie doch um ! Seht her - ich bin Frau genug, um Neue zu gebären !« Das war ein Verkehrszeichen erster Güte - Ihre Feinde zogen tief beeindruckt ab, liesen sogar ihre Kinder wieder frei. Doch dann kam bekanntlich Martin Luther und konnte mal wieder nicht anders, und die Weltgeschichte ward über Jahrhunderte zu einer Tempo-Dreissig-Zone geworden.