Der Verfall als verlangsamter Zerstörungsprozess fasziniert viele Menschen; sei es in Form von Ruinen und Artefakten oder im Konsum morbider Kadaveraufnahmen in einschlägigen Internetforen. Welche psychischen Mechanismen hier zugrunde liegen, darüber kann trefflich spekuliert werden - Sublimierung des (auto)destruktiven Potentials, genusshaft–unbedenkliches Auskosten des Todestriebs, eine Art inverser Voyeurismus... Jedenfalls ist schon für Kleinkinder das Einreißen eines Bauklotzturms sichtbar lustvoll besetzt, fast könnte man sagen, die bei der Errichtung aufgebaute Spannung entlädt sich orgasmisch. Der Schöpfungsprozess, die Konstruktion hingegen, findet ihr verlangsamtes Äquivalent in Prozessen des Wachstums und ich wäre geneigt zu sagen, dass zwischen den Konsumenten von Gewaltvideos und Rosenzüchtern ein Unterschied besteht, der der Demarkationslinie zwischen infantilem und adultem Charakter entspricht.
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