Ich war schon halb verführt, als er die wenigen Schritte von der Tür bis zum Nebentisch zurückgelegt hatte. Das angedeutete Lächeln, als er um meine Speisekarte bat, während vor ihm deutlich sichtbar ein identisches Exemplar prangte. Das Zögern, während er die Speisekarte aus meiner Hand entgegen nahm. Der kurze Blick entlang an meinem ausgestreckten Arm, der vielleicht auch meine Beine erfassen mochte. Dann eine lange Pause, während der er die Speisekarte studierte. Um schließlich sich erneut zu mir herüber zu beugen und zu fragen, was ich denn bestellt hätte. Ich sagte, ich hätte noch nicht bestellt. Er behauptete, das freue ihn. Ich wunderte mich gebührlich darüber. Er erläuterte, dieser Glücksfall böte ihm nun die schöne Chance, mich zum Essen einzuladen. In ein Restaurant, in dessen Angebot er sich besser auskenne. Ich stimmte zu, bemerkte aber, daß ich nur leider kaum noch Hunger verspüre. Das träfe sich wunderbar, strahlte er, auch ihm sei der Appetit auf Essen abhanden gekommen. Was wir denn da nur machen könnten, fragte ich im Aufstehen, und er schlug einen romantischen Spaziergang vor, während er mir den Stuhl beiseite schob, was ihm die Gelegenheit gab, einen prüfenden Blick von Kopf bis Fuß auf mich zu werfen. Nach Wandern stünde mir nicht der Sinn, meinte ich, als er auf den drei Stufen am Ausgang meinen Arm ergriff, und er gab zu, seinen Wagen gleich um die Ecke geparkt zu haben, mit dem er mich sogleich entführen wolle.
Als Liebhaber kam er an seine Verführungskünste nicht heran, aber an diese erinnere ich mich heute noch voller Wehmut..
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