Nach dem Überraschungsie des Chinesen Pai Niao mit seinem vierstündigen Dokudrama 'Huang He - Der gelbe Strom' waren die Erwartungen der Öffentlichkeit bei der 9ten Urinale dieses Jahr besonders auf zwei Filme gerichtet: der neue Film von Lars von Trier konnte jedoch ebensowenig überzeugen wie die Rückkehr des Altmeisters Jean-Luc Godard, dessen Beitrag 'Une femme incontinente' nicht an die Schönheit seines vor vierzig Jahren gedrehten Vorgängers anknüpfen konnte. Zwar ist seine Idee, den Alltag der Laiendarsteller eines Pflegeheims mit einer auf einen Treppenlift montierten Videokamera der ersten Generation abzufilmen, durch die so erhaltenen zitternden, gelbstichigen Bilder durchaus in Ansätzen gerechtfertigt, die zumeist ermüdenden Dialoge der Kinder von Merck und Ciba-Geigy führten die Filmkritiker jedoch zu dem Schluß, daß die Nouvelle Vague nicht mehr brandet, sondern allenfalls tröpfelt. Noch frustrierender jedoch von Triers lange erwarteter Film 'Dog's tree'. Die Geschichte eines herrenlosen Hundes, der von den Bürgern einer amerikanischen Kleinstadt zunächst aufgenommen wird, nach einem Gemeindebeschluß jedoch zuletzt an ein Tierlabor verkauft wird, ist ihm etwas zu pathetisch geraten. Zudem ist die konsequente Kameraführung aus der Jack–Russell-Perspektive ein Kunstgriff der sich schnell erschöpft, zumal der Zuschauer nicht in der Lage ist zu sagen, wessen Wade sich da nun gerade wieder mit wessen Hosenbein unterhält. Die quälend lange Closeup–Szene der Wässerung einer Vorgartenprimel durch den Protagonisten veranlasste viele Kinobesucher zum vorzeitigen Verlassen des Saals. Fazit: Es kann nur besser werden, zumal Martin Scorsese für das nächste Jahr den Filmstart des ersten Teils seiner legendenumrankten 'Kürbiskern-Trilogie' angekündigt hat.
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