Als ich so etwa 11 oder 12 war, bin ich, bevor unsere Schule umzog, immer mit dem Bus zur Schule gefahren. Das war ein Stück in die Stadt rein, und sonst ein normaler Bus. Einmal hatte ich eine Stunde früher aus, und ich musste an der Haltestelle warten. Der Bus kam, aber ersst mal in die falsche Richtung, noch vor seiner Pause am Bahnhof, wo er dann drehte. Es war kalt, der Busfahrer hielt an und sagte ich könne schon mal mitfahren und im warmen Bus sitzen bleiben. Ich freute mich und stieg ein. Ich setzte mich immer irgendwo in die Mitte des Busses, hinten waren die lauten und ruppigen Kinder, die oft auch zur Hauptschule gehörten, vorne saßen immer all die Omis. Aber diesmal war der Bus leer. Er fuhr bis zum Bahnhof, drehte dort und machte eine Pause. Der Busfahrer packte sein zweites Frühstück aus, fragte, ob ich auch was haben wolle. Weil ich ihn erst nicht verstand kam ich zu ihm nach vorne. Übergangslos fing er dann aber an von seiner soeben verstorbenen Frau zu sprechen. Er war so an die 60. Er erzählte wie sehr er sie vermissen würde. Er tat mir leid. Ich tätschelte seine Hand, sagte irgendwas von, ja das ist ja wirklich schlimm, und verzog mich bei der nächsten Sprechpause zurück auf meinen Platz. Wenig später kam der Busfahrer mit steifem Schritt nach hinten. Erst dachte ich er wolle all die sitzgruppen kontrolieren, aber er kam zu mir, drängte mich in die Ecke, und als ich dann nicht mehr weiter weg rutschen konnte, fing er an mich im Bereich meiner allenfalls keimenden Brust anzufassen. In den Genitalbereich kam er nicht rein, da ich da schon wie reflektorisch beide Schenkel zusammenpresste, und meine Beine anzog. Völlig unsicher habe ich glaube ich gegrinst und nein gesagt, was aber nicht sehr überzeugend kam. Nach dem er mir dann auch noch ins Gesicht gelangt hatte, ließ er von mir ab, setzte sich auf aseinen Busfahrerstuhl und fuhr los. Wie erstarrt saß ich auf meinem Platz, ich fror bis in den kleinsten Zeh ohne zu Zittern, und spürte jede einzelne ‚Sekunde, die ich darauf wartete, das der Bus endlich an ersten Haltestelle hielt. Bei der stieg noch keiner zu, und ich musste noch eine weitere Haltestelle lang warten, bis endlich eine Horde brüllender Kinder in den Bus kam. Ich blieb so wie ich war sitzen, bis zu meiner Haltestelle. Zu Hause habe ich es meiner Mutter erzählt, auch davon, dass ich glaube diese Reaktion des Busfahrers durch mein Handtätscheln provoziert zu haben. Meine Mutter ist am nächsten Morgen vor mir in den Bus gestiegen und hat mehrere Minuten mit dem Busfahrer geredet. Danach durften wir einstiegen. Der Busfahrer hat mich nie mehr angeschaut. Ich bin weiterhin mit dem Bus gefahren, ......
Letztens saß eine etwas ältere Frau mir gegenüber und erzählte von ihrem Sohn, der eine Krebserkrankung hat. Zwischendrin fing sie an zu weinen. Ihre Hand lag auf dem Tisch nicht weit von mir entfernt. Ich habe die Hand gesehen, und ich weiß, dass in vielen Filmen dann immer diese Hand berührt wird. Gestreichelt oder getätschelt. Ich habe diese Hand nicht berührt, obwohl es die Hand einer Frau war.
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