Unendlichkeit
Babylon lag staubig und verlassen, schweigsam und stumm in der kargen, steinigen Wüste Babyloniens. In den uralten, zerborstenen Mauern hausten die Schatten vergangener Jahrhunderte und jene schienen sich im tanzenden, flirrenden Luftreigen zu manifestieren, der von der heißen, brennenden, glühenden Sonne angetrieben, tagtäglich nun über die alte Stadt, Babylon, dahinfegte.
Am Horizont erheben sich die alten, steinernen Mauern, die die Stadt vor den mächtigen feindlichen Völkern einst über die Jahrtausende beschützte. Doch nun ist einzig und allein der harte, schneidende Wind der Feind jenes alten bröckelnden, verlassenen Mauerwerks, der es langsam aber stetig zu Staub zerfallen lässt.
Die einstig uneinnehmbare Stadtmauer trug, so schien es, die sündigen Lasten seiner seit langem geflohenen Bewohner auf den Schultern, so gebückt und geschunden stand sie altersschwach im glühendheißen Wüstensand.
Das Haupttor erhob sich noch immer grazil wie eh und je langgestreckt in die Höhe, doch wenn man dichter kam, so sah man auch hier die Zeit. Die großen bronzenen Scharniere, die einst die mächtigen Torflügel hielten lösten sich langsam vom spröden Mauerwerk und auch der imposante Torbogen bekam Risse, wie lange würde es noch dauern, bis auch er schwach und sterbend am Boden liegen würde?
Ging man durch die alten, verlassenen Straßen, so erfüllten riesige Schutthaufen, die einstigen Gebäude und Paläste, den Raum, alles wurde Sand und Staub, alles war Staub und Sand.
Als Babylon blühte erhob sich mittig im Zentrum, der reichen, der geistreichen Metropole, der große mächtige Tempelturm, der dem Reichsgott Marduck geweiht war, der täglich seine grausamen Blutopfer einforderte. Seine trostlosen Überreste bildete ein mächtiger Berg Tonziegel, der dem Himmel emporragte.
Hunderttausende von Menschen lebten in den prächtigen, unbesiegbaren – einer lebte in den zerstörten, staubigen Mauern Babylons, der verrückte Araber!
Auf den Ruinen des Turmes errichtete er sich aus den alten Steinen der Stadt, aus den duftenden Zedernstämmen des Tempels seine Unterkunft, die einem kleinen, ägyptischen Pylon glich.
Erhaben thronte jenes Haus auf dem alten Tempel, über der trostlosen Stadt. Hier lebte er einsiedlerisch, hier beschwörte er die alten Dämonen, die in den düsteren Kellern des Turmes hausen. Hier schrieb er auf dem Pergament seiner Ziegen seine unheiligen Schriften, hier schrieb er über Babylon: „Babylon lag staubig und verlassen, schweigsam und stumm in der kargen, steinigen Wüste Babyloniens. In den uralten, zerborstenen Mauern hausten die Schatten vergangener Jahrhunderte...“
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