Der Tag begann schon wieder mit einem Geruchsmarathon. Oder eher einem Geruchsstaffellauf.
Auf dem Weg zum Bus: ein Gemisch aus Uringeruch und Zigarrenrauch.
Im Bus: Verwesungsgeruch, wie von vergammelndem Laub mit 'nem Rattenkadaver oben drauf.
Auf dem Weg zwischen Bus und U-Bahn: zuerst Wäschetrockner und alter Schweiß, dann ein 5½ Tonnen schweres, fast zähes Damenparfuuuhm.
In der U-Bahn: verbranntes Plastik, Elektrostatik (schon mal an 'ner Mattscheibe geschnüffelt? Etwa so!).
Im Bahnhof: Diabetikerurin schlimmster Sorte
Zwischen U-Bahn und Büro: Zwiebeln, Pommes, Bratwurst.
Und im Aufzug wieder der komische Geruch nach Leder und dickes Maschinenöl.
Naja. Und die Leute... die üblichen Verdächtigen. Die dicke Irre war wieder da. Hat mich über die Schulter 10 Minuten lang angekuckt, bis ich sie angeschnauzt hab' »Sag' mal, wächst mir 'ne Mettwurst aus'er Nase oder was glotzt du so?«
Und dann das seltsame Mädchen mit dem Embryogesicht... Meist hört sie Walkman, mit geschlossenen Augen. Ich stell' mir dann immer vor, sie hätte keine Haare - dann sähe sie tatsächlich aus wie so'n Embryo, mit der rosigen, irgendwie durchscheinenden Haut und den knubbeligen Augen. Und die kleine Nase natürlich, durch die man fast das Blut durchfließen sieht. Sehr seltsam.
Ach ja. Und die Chaoten von der Straßenecke, ganz vorne in der Bahn, pöbeln wieder Leute an. Vornehmlich die dicke Irre, wenn sie wieder mit zwei Fingern zugleich in der Nase bohrt.
manchmal glaube ich, ich sollte morgens eine Videokamera mitnehmen. Zumindest, solange das Geruchsfernsehen noch nicht erfunden ist.
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