Der Husten [...] und was Sie dagegen heilend versuchten, geschickter Rezeptuar Tanzberger, weiß alle Welt in diesem Trauerkondukt, Herr Marschalch sowohl als ich und andere. Es muß aber doch besonders berührt werden, obgleich in Ihrer bescheidenen Gegenwart, wie viel Sie getan und aufgewandt, und wie Sie zugleich rezeptierten und präparierten und nichts gespart, was die »Neu vermehrte heilsame Dreckapotheke von Christian Franz im Paulini etc. 1714, in Verlegung Friedrich Knochen und Sohns« im vierten Kapitel gegen den Husten ins Feld stellt von Unrat - Sie wandten Hirschkot auf nach eines Plinius und Dr. Wolffs Rat - Sie nahmen von Albert Heymbürger Ganskot an, in etwas Huflattichwasser - Sie opferten ein gutes, schon im Maimonat gesammeltes album graecum auf und ließen sich von Paulini selber leiten - ja gepulverte Geißbohnen in einigen Tropfen Wein waren Ihnen nicht zu kostbar, denn Gufer war Ihr Gewährmann und Vorgänger.
Kurz, als Bruder und als Sterkoranist strengten Sie Ihren anus cerebri, wie man den Anfang der vierten und wichtigsten Gehirnkammer anatomisch nennt, nach Kräften an, und immer kam etwas dabei heraus; denn in dem Tempel, welchen die Römer dem Husten (tussis) geweiht, waren Sie ein fleißiger Opferpriester und apostolischer Stuhl und brachten, wie andere Ärzte, der Gottheit Gaben oder Dosen. Das Genesen selber, da es, als eine Nebensache, nicht zum Kurieren gehört - denn mederi oder heilen kann bloß die Natur, hingegen wohl curare oder die Natur besorgen der Arzt, was eben seine Kuren und Sinekuren sind -, das Genesen blieb natürlich aus.
Jean Paul, 'Der Komet'
II. Enklave, S. 1031
München 1987
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