Abgesang auf die Sportkleidung der 80er
Es wird mir immer unverständlich bleiben, warum man sich vom Schnitt der 80er Jahre-Turnhosen endgültig verabschiedet hat. Bei den meisten Sportarten empfinde ich es auch heute noch als extrem nervig, wenn einem lange Shorts um die Beine klatschen oder Radlerhosen an den Oberschenkeln kleben.
Als Kinder trugen wir auch außerhalb des Sports häufig Turnhosen unter der Hose. Wenn einem dann beim Spielen warm geworden war oder man sich spontan zum Bolzen auf dem Sportplatz traf, konnte man die lange Hose einfach ausziehen. Und als ich mir einmal beim Spielen einen Arm brach und ins Krankenhaus musste, war ich froh, nicht in Unterhose daliegen zu müssen.
Als ich dann Ende der 80er erwachsen geworden war, war es neben den praktischen Eigenschaften der Turnhosen auch schön, unsere gut gebauten Körper beim Sport oder am Strand der Damenwelt entsprechend präsentieren zu können.
In den 90er Jahren bedeckten die Turnhosen dann schon den halben Oberschenkel. In der Leichtathletik hielt sich der alte Schnitt noch, auch wenn andere Materialien verwendet wurden. Nur dort, wo noch echte Männer zusammen Sport machten, wie bei Berufsfeuerwehr, Polizei und Bundeswehr, gab es die ganz kurzen Modelle noch weit in die 90er hinein als Dienstkleidung.
Dann griff die Oberschenkel-Phobie immer weiter um sich. Mittlerweile werden Sporthosen getragen, die bis über das Knie gehen, Badeshorts zum Teil bis zum Knöchel. Als zur WM ein VW-Werbesport mit Paul Breitner und Rudi Völler in Spielerkleidung gesendet wurde, trugen diese nicht die kurzen Originalshorts ihrer aktiven Zeit, sondern Hosen im Schnitt der 50er Jahre. Nur in Herbert Grönemeyers Video zu seinem WM-Song traute man sich, den Jungs auch die echten Turnhosen der entsprechenden Epochen anzuziehen.
Trägt man zu kurze Hosen, wird schnell der Begriff „Schwul“ eingeworfen. Zwar scheint es so zu sein, dass das entsprechende Milieu diese Art Hosen gerne trägt, was auch in Ordnung ist. Irgendwie wäre ich mich allerdings dagegen, als Hetero deswegen auf kurze Hosen beim Sport verzichten zu müssen, außerdem wundert mich, dass sich der Geschmack der Damenwelt in den letzten Jahren so gedreht hat, dass man angeblich nur noch möglichst vollständig verhüllte Männer attraktiv findet.
Und seine Sexualität über Kleidungsstücke definieren zu müssen spricht für eine reichlich verklemmte Gesellschaft.
Parallel entwickelte sich ein ziemlich affiger Unterhosen-Kult. Überall bekommt man den Anblick von aus der Hose guckender Unterwäsche, meist widerlich labbrige Boxershorts in 70er-Jahre-Schlüpferfarben und Mustern wie vom Grabbeltisch, aufgenötigt. Sogar unter Badeshorts werden noch Unterhosen getragen. Dort wo früher Turnhosen angezogen wurden, um nicht in Unterhose da zustehen, wie beim Arzt, beim Umziehen ohne Umkleidekabine oder bis zur Absetzung der Wehrpflicht bei der Musterung, dackeln jetzt Leute in ihren Unterhosen herum und finden das auch noch cool.
Fehlt nur noch, dass man demnächst auch zum Sport keine Sporthosen mehr trägt.
Immerhin - als letztes Relikt der 80er hat sich in der Sportwelt immerhin noch der Badeslip erhalten, auch wenn man diesen wirklich nur noch zum sportlichen Schwimmen anziehen kann.
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