Wie träge deine Augen dem Lauf der Schatten folgen. Dem Spiel der heißen Luft knapp über dem Asphalt, verhalten fließend Silber, schwermütig ineinander sterbende Bilder, wie aus Träumen, die dich sonst frösteln ließen. Hier aber nichts als Hitze, Glut und Staub. Das fette, saugende Geräusch, wenn die Autos an dir vorüber fahren, gleichgültig gegen alles, was sich nicht bewegt - der Laut der Ferne.
Wie Treibholz angespült, am Rand der Straße, des Sommers, des Lebens. Eidechsen beobachten dich, mitleidsvoll stieren ihre Kugelaugen, ringeln sich ihre feuchten Leiber auf den Steinen. Sie scheinen zu spielen mit den wenigen Fliegen. Oder umgekehrt. Du buchstabierst das Schild hinter dir. Was wohl „Roulez“ bedeutet? Zu matt zum Denken. Fetzen einer fremdem Sprache, die keinen Sinn ergeben. Der weiche Nachgeschmack des letzten Espresso hängt noch in deinem Hals, erzeugt die pure Gier nach Wasser. Der Mann, der ihn brachte, war so dick wie ein Deutscher, aber sein Blick, mit dem er euch musterte, war unverkennbar Frankreich: du fühltest dich sofort nackt und angefaßt.
Du zupfst an deiner Kleidung. Sie lacht dich aus. Ihr macht es nichts. Sie wird gerne gesehen. Du schaust nach innen, bist gekränkt, verliebt. Zu schnell für dich.
Sand wird vom Fahrtwind vor dich hin gewirbelt. Feine Berührungen an den Zehen. Wie vor ein paar Tagen, ein stinkendes Zimmer, ein billiges Hotel, der Verkehr von unten so nah, der brackige Geruch der Seine, der durch die Ritzen der Holzläden sickert wie eine unsichtbare Flut.
Du hast sie plötzlich aufgestossen, dich über das wacklige Fensterbrett hinaus gebeugt, herunter auf die Straße geblickt, die hier Rue heißt, was sie nicht schöner macht, nur schmaler, belebter und das viele geparkte Blech unwichtiger. Du hast ihr deinen nackten Rücken zugekehrt, so wie jetzt deine Aufmerksamkeit sich von ihr abwendet.
Es tut dir zu weh, zu sein, wie du bist. In der Ferne kannst du die Berge sehen, dahinter wird das Meer sein. Die Hitze macht alles weich und müde. Dir sehr willkommen, so gerne treibst du matt im warmen Meer des Zögerns – Tristesse, noch nicht Ekstase.
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