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tootsie schrieb am 19.10. 2007 um 12:36:43 Uhr über

Traumspeicher

(Dies ist mein vierter Versuch mit Traumkraut gewesen und ich werde getreulich davon berichten. Da Traumkraut die unangenehme Eigenschaft hat, das Einschlafen zu verhindern, nahm ich vor meinem Versuch eine halbe Schlaftablette, die sich noch irgendwo in den Tiefen meiner Hausapotheke fand, schluckte eine Melatonin, um den Körper bettfertig zu machen undreichlich zu Abend. Beim ersten Versuch hatte ich lange wach gelegen und wurde von wirren Bildern gehetzt, die normalerweise das Einschlafen begleiten. Auch beim zweiten und dritten Versuch war das Ergebnis ein unangenehmer Halbschlaf, obwohl ich Knülle war wie die Sau!)

Erste Sequenz, erster Akt:

Ich bin daheim im Kinderzimmer und luge durch den Spalt der Schiebetür ins Wohnzimmer. Mein Vater schimpft, ich hätte wohl Schnaps getrunken. Ich verneine das und meine Mutter kommt, um mich zu trösten. Neben meinem Bett steht eine halbe Flasche Amselkeller und ich weine ihr was vor von wegen ich sei ein Säufer und käme nicht davon los usw.

Zweiter Akt:

Ich beschließe, mir die Pulsadern aufzuschlitzen und setze ein Skalpell an, weil mein Leben ja so verpfuscht zu sein scheint. Ein feiner, roter Sprühregen aus Blut ist das Resultat. Ich stürme aus dem Kinderzimmer an meiner Oma vorbei, um irgendwo zu sterben.

Zweite Sequenz, erster Akt:

Eine Familienfeier. Meine Tante ist da, meine Oma, meine Eltern, Cousin und Cousine; der Onkel fehlt. Man zeigt mir künstliche Lebewesen, die überall herumwuseln. In der Küche versuche ich, mit einer künstlichen Katze zu spielen. Ein Sicherheitsmechanismus verhindert, dass sie mich verletzt. Ich frage mich, ob man etwas, das Leben so perfekt vortäuscht, töten kann. Das Gespräch mit einem Metzger kommt mir in den Sinn an dieser Stelle. Im RL hat mich dieses Gespräch etwas verstört, weil er angab, beim Schlachten eine Erektion zu bekommen. Ich verfolge eines der künstlichen Wesen und es hat einen Unfall an einem Elektrokabel. Stranguliert! Ich bitte meinen Vater, die Sicherungen rauszunehmen, damit ich das Kabel reparieren kann. Sehr deutlich sehe ich die Adern. Ich bin verstört, weil ich Schuld bin am Tod des künstlichen Wesens.

Zweiter Akt:

Die Familienfeier ist in vollem Gange. Ich habe nur ein Glas verdünnten Weines in meinem Zimmer stehen, fühle mich aber sturtzbesoffen..! Die anderen haben mehr Wein getrunken als ich: Zwei leere Flaschen Rotwein lehnen umgegehrt am Gewächshaus. Es ist sonnig, Nachmittag. Herbst, die Sonne sinkt. Ich begleite das Huhn meiner Tante nach draußen. Es ist folgsam wie ein Hund. Ein weißes Huhn! Ich gackere ein wenig mit ihm und lasse es im Hof scharren. Die lange vermisste Katze Catweazle taucht auch auf. Ich freue mich! Die seltsame Trunkenheit macht mir sehr zu schaffen. Ich frage mich, wieso der verdünnte Wein so stark und heimtückisch war! Im Vorhäuschen begegnet mir ein weiteres künstliches Wesen. Eine Puppe, die hübsch angezogen ist. Ich frage mich, ob es möglich ist, mit ihr zu kommunizieren. Ich hocke mich vor ihr auf den Boden und stoße Laute aus. Sie kommt näher. Nach ein bisschen hin und her gibt sie mir einen Kuss und mümmelt an meiner Unterlippe. Verstörend!

Immer wieder frage ich mich, wann ich denn nun ins Vogtland gefahren bin. Ich will doch unbedingt Sara treffen, zumal ich nur den Samstag zur freien Verfügung habe! Immer wieder erwache ich kurz und begreife, dass ich noch in Leipzig bin.

Dritte Sequenz, erster Akt:

Ich bin in der Wohnung meiner Oma. Sie ist nicht da, aber Großvater lebt noch - der mit dem Schlaganfall. Ich bin hungrig und finde in der Küche was Essbares. Ich mache mir ein gemischtes Eis mit Kümmel. Mein Cousin will auch was; ich gebe ihm die leere Packung zum Auslecken.

Zweiter Akt:

Man sitzt abends bei Opa in der Wohnung. Ich bastele einen Kescher. Eine diffizile Arbeit, bei der mich mein Cousin dauernd stört! Ich muss den Kescher an drei Punkten mit dem Stiel verbinden. Mein Cousin nervt, der Draht ist verbogen und ich raste aus und beschimpfe ihn im Beisein seiner Mutter. Sie beteiligt sich nicht. Ich jage ihn ein bisschen und er mault und quängelt. Ich werfe ihn an den Kopf, dass er eh völlig blöd und lebensuntauglich ist.

Vierte Sequenz, erster Akt:

Ich habe erotische Träume, befinde mich mit unbekannten Männern in einem unbekannten Laden... Alles Heteros. Hin und her, Einkaufen.

Mehr Akte:

In das Träumen mischen sich Phasen von Wachsein, Schlaflähmung und Erotik. Ich versuche, aufzuwachen, stelle aber fest, dass ich nicht wach bin. Die Uhr zeigt 20.50 Uhr. Immer wieder. Ich bin also luzide und beschließe, zu masturbieren, weil mir nichts besseres einfällt im Traum. Es gelingt auch. Mehrfach muss ich neu ansetzen, weil ich durch Trauminhalte gestört werde oder kurz aufwache oder eine Schlaflähmung habe. Aus der Schlaflähmung heraus kann ich den Traum wieder aufnehmen und weiter geht es!

Schlussakkord:

Ich liege masturbierend in der Badewanne und denke an meinen Onkel. Das wundert mich, weil ich eben weiß, dass ich im Bett liege. Egal. Ich ahne, dass ich träume... Ihn herbeizuzaubern gelingt mir nicht, also begnüge ich mich mit der Vorstellung, dass ich ihn mir vorstelle. Ich bin nach wie vor paralysiert, liege in der Badewanne und wichse. Die Augen kann ich nicht öffnen. Ich versuche, aufzuwachen, als ich die Geräusche einer Putzfrau höre. Nanu? Jemand gießt warmes Wasser über mich. Die Putzfrau? Das Wichsen habe ich eingestellt; logisch. Sie erklärt mir, dass sie mich gefunden hat, nachdem ich mit den Männern aus dem Laden herausgewankt sei - voll wie eine Haubitze. Ich bin vollends verblüfft, zumal es dort keinen Aklohol gab und ich eh nur Wein trinke. Ich sei umgefallen; ich ahne vage, wo das gewesen ist. Sie hätte mich aufgelesen und danach hätte ich im Suff Ausländer auf Nazis gehetzt und Ärger mit der Polizei bekommen. Ich kann mich an nichts erinnern und bin maßlos verwundert. Zwei Tage hätte ich so in der Badewanne gelegen! Ich schäme mich und fühle mich grässlich.

Ich stelle fest, dass ich immer noch träume und zwinge mich zum Aufwachen. Alles nur ein Traum! Ich träume aber immer noch, und wache erst danach völlig verleiert auf.


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