Belastender Traum, in dem ich durch die Gänge einer alten Klinik (Augusta–Krankenhaus Rath?) gehe und dort zuguterletzt in einem Zimmer auf den quietschfidelen Konrad treffe. Er sieht aus wie immer - von einem unschönen hellblauen Schlafanzug abgesehen - und erzählt mir ausgesprochen zuversichtlich davon, es sei alles gar nicht so schlimm, man hätte den Lungenkrebs jetzt in den Griff gekriegt, in ein paar Tagen, Wochen, sei er wieder raus etc. Ich höre konzentriert zu, während zugleich in meinem Kopf ein Mühlwerk losgetreten ist, zwischendrin der Gedanke an Kriegsheimkehrerwitwen im allgemeinen und Fassbinders 'Ehe der Maria Braun' im besonderen. Ich beschließe, klartraumhaft, mich der irritierenden Situation zu stellen und fixiere Konrads liebes Gesicht, dass ich so lebendig seit seinem Tode nicht mehr vor mir gesehen habe, auf das Intensivste, wobei ich die schon bei seiner Aufbahrung zu erkennenden Leichenflecken an den Ohren bemerke. Geradezu beruhigt verlasse ich das Krankenbett, ihn weiterhin im Rückwärtsgang fixierend und hierbei, wie in einem Exorzismus, die mir stets präsente Schlusspassage aus Poes 'Der Fall Valdemar' murmelnd. Tatsächlich bäumt sich hierauf K. auf, beginnt fratzenhaft zu mutieren, Verwesungsprozesse durchlaufend, ich gehe geschockt, aber ohne Hast ganz aus dem Zimmer und höre dann plötzlich beim Heruntergehen in einem völligen Umschwung der Atmosphäre K. sagen: »Bringst Du mir morgen bitte auch ein paar frische Socken mit?« Diesen Satz habe ich früher oft gehört und er war es auch, wegen dem mich G. nach dem Erwachen in Tränen aufgelöst fand. Und dennoch war es ein guter, ein heilsamer Traum, wenn ich meine Empfindungen abgleiche. Fast so, als hätte K. eine Abschiedsvorstellung ohne Gram gegeben.
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