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tootsie schrieb am 5.5. 2008 um 13:10:42 Uhr über

Traumspeicher

Erste Sequenz:

Es ist tiefe Nacht, ich habe Hunger und bin unruhig. In ein paar Stunden aufstehen. Neben mir weiß ich zwei Nachttischlampen, aber natürlich funktionieren sie nicht. Trotz Unruhe stehe ich auf, laufe in meinem Kinderzimmer umher und drücke den Lichtschalter an der Wand. Nun gehe ich in die Küche. Dort verputze ich eine gelbe Birne und ein Schinkenbrot. Mutter kommt auch. Vater meckert irgendwas. Da er zu laut wird, bitte ich ihn, in der Nacht doch nicht so zu schreien.

Ich gehe auf die Toilette. Die befindet sich im Erdgeschoss. Vater war vor mir dort und hat eine Überschwemmung angerichtet. Ich wische mit Papier und dreckiger Kleidung das meiste Wasser auf und werfe die Klamotten in die Maschine. Mutter wird darüber informiert und mault, weil sie waschen muss.

Zweite Sequenz:

Langendorf. Unser Hof. Tiefe Nacht. Das Dorf ist verlassen, aus dem Teich vom Nachbargrundstück hört man Frösche. Ich gehe zur Mauer, schaue darüber und sehe ein paar fette Exemplare. Auf dem Weg zur Mauer drehe ich mich um und wundere mich über ein schönes, aus Sandsteinquadern gelegtes Quadrat in der Mauer des Stallgebäudes. Die Kantenlänge beträgt etwa einen Meter. Ich will die Frösche Mutter zeigen, aber Vater mault etwas. Die Nachbarn hätten ihr Grundstück verlassen und dabei ihre Katze irgendwo eingesperrt. Das arme Tier sei nun wahrscheinlich vertrocknet. Ich bin empört und angewidert, und an der Mauer glaube ich tatsächlich, ein Tier zu hören. Vater meinte, das Grundstück sei verlassen, alle Truhen verschlossen... also war er drüben gucken und einbrechen. Tolles Vorbild. Ich sehe, dass im Nachbarhaus ein Hut am Treppenfenster vorbei schwebt. Es ist Simone. Ich erzähle von der Katze, sie meint, ihre wäre vor Jahren eines natürlichen Todes gestorben... Sie sei nur hier, um die Hochzeit ihrer Tochter auszurichten. Trotzdem macht sie sich auf die Suche nach der Katze und stöbert durch Scheune und Stall und verfallene Gebäude auf ihrem Grundstück.

Ich erzähle Vater, dass sie guckt, und er steht am Fuße einer seltsamen, mir unbekannten Kellertreppe, die unter das Wohnhaus führt. Die Glühbirne ist matt von Spinnweben. Ich fühle mich gut, und das schlechte Gefühl, das mein Vater mir gemacht hat, ist weg.

Dritte Sequenz:

Ich bin in Langendorf in meinem Kinderzimmer und liege im Bett. Etwas hat mich geweckt. Ich bemerke, dass meine Unterhose vollgeschissen ist. Natürlich kommen jetzt ein Haufen Leute und drängen mich zum Aufstehen. Ich bin wütend und fühle mich bloßgestellt mit meiner dreckigen Unterhose.

Ich will mich saubermachen, irgendwo duschen... werde aber woanders hingeschickt und befinde mich in einer Art Schmuckgeschäft. Dort gibt es eine abgefahrene Dusche, in der man sich setzen kann. Erleichtert schlüpfe ich aus der vollgeschissenen Unterhose und werfe sie weit von mir. Sie bleibt an der Wand hängen. (???) Ich bin verblüfft, dusche aber. Der Ladenbesitzer betackert einen Kunden, denkt sich schnell Namen für Schmucksteine aus, obwohl er nur Glas verkauft. Ich dusche, und schon taucht meine ganze Famile wieder auf. Ich bin genervt!

Vierte Sequenz:

Ich bin wiede im Bett, total vollgeschissen diesmal. Schwälle von Scheiße sind aus mir herausgelaufen und verkrusten alles. Niemand nimmt Notiz, ich habe Fieber und breche gekünstelt auf dem Küchenboden zusammen. Wieder duschen?

Fünfte Sequenz:

Ich befinde mich in einem Hotel. In Berlin. Hotel Avalon. Vollgeschissen und fiebrig. Man bringt mich zur Reinigung.

Die Szene wechselt. Man möchte in irgendeinem abgefahrenen Projekt haltbare Bauten aufstellen, in denen Menschen virtuell weiterleben nach ihrem Tod.

Da ist ein Gefängnis mit Schwerverbrechern. Ich weiß nicht, was ich dort tue, aber ich scheine nur virtuell zu sein, ein Geist, unangreifbar. Da sind brutale Männer in einem riesigen Käfig. Gesammelte Psychopathen. Laut, in blauen Overalls. Die Sicherheitskräfte senken sich mit ihren Schlagstöcken in engen Röhren hinab, die mich an Haikäfige erinnern, und sorgen für Ordnung. Auf der Ebene darüber arbeitet man an Robotern, die für Ordnung sorgen sollen, während Soldaten alles wie in einem Computerspiel erleben. Leider färbt die Gewalt und Allmacht aus dem Spiel auf die Soldaten ab und sie werden selbst zu Psychos.

Sechste Sequenz:

Das Bauwerk für ein Leben nach dem Tod ist umgefallen und ein paar Außerirdische heben einen kitschigen Plastikkopf auf, den sie für ein Kult-Dingens halten, während davor die Besitzerin heiter vor sich hinquatscht, ohne zu ahnen, dass ihre Vision soeben Wirklichkeit geworden ist. Ich sitze im Sand, bin vollgeschissen oder fühle mich so und betrete eine Duschanlage, nachdem mich Sandflöhe gebissen haben. Kissing bug, eine Raubwanze, ih. In der Dusche muss man bezahlen. Anstrengende eitle Frauen und ein vollgeschissener Junge. Na toll.

Siebte Sequenz:

Ich erwache wieder im Bett und weiß, dass ich fiebrig und vollgeschissen bin. Dieses Hotel Avalon. Die wahnsinnig machenden Computerspiele haben mich übel verschreckt und ich denke an einen Fiebertraum. Mindfuck-Wesen, Meme aus den Medien, bedrohen mich: ein fleischfressender Säugling, der sich wie ein Raubtier bewegt und mir an die Kehle will. Ich flüchte vor dem Kind und bin in einer wunderschönen Berglandschaft unter einem bemoosten Wasserfall, Laubwald, klares kaltes Wasser und Idylle. Das Ding ist immer noch hinter mir her, jemand warnt mich und es hat sich in eine Art enthäuteten Hunde- oer Fuchskopf verwandelt. Ich weiß nun, es ist ein Schattensymbol und ich konfrontiere es. Ich schimpfe mit ihm, um mir Mut zu machen und es verwandelt sich: aus dem rohen Muskelfleisch werden verknotete Ketten aus Glasperen. Die Augen sind weg und es hat keine Identität mehr, ist harmlos geworden.

Achte Sequenz:

Ich werde immer noch von Medien verfolgt: Madonna, kreischende Weiber und Psychopathen, aber ich ahne, dass ich träume. Mein geficktes Gehirn macht mir Angst. Unter der wohlgeordneten Struktur des Bewusstseins verbirgt sich ein See aus Irrsinn. Ich habe die Nase voll von diesem ganzen Fasching, nachdem ich mehrfach versucht habe, aufzuwachen. Mehr als Rauhfasertapete sehen und wieder in den Taum zu rutschen ist mir nicht gelungen. Pension Avalon. Ich schaffe mir aus dem Nichts eine riesige Portion Gras und ein Rauchgerät. Zuerst klappt es nicht. Dann denke ich mir einen Stift als Joint - das klappt. Hui, ab geht die Luzie! Mit dem Stift hatte ich vorher ausgerechnete Zahlen aufgeschrieben, obwohl ich wusste, dass aufschreiben im Traum nicht viel bringt: 10:2 war nicht fünf, nein, Achtmillionen. Und jedesmal ein anderes Ergebnis! Typisch Traum. Kiffend in meinem Kinderzimmer ärgere ich mich mit Traumgestalten. Durch die Wand gehen klappt nicht, nur die Hand versinkt. Ich finde keinen passenden vierdimensionalen Link. Also - mir fällt keiner ein. Ich besuche ein paar nichtssagene Orte im Kontinuum und verliere die Kontrolle über den Traum.

Neunte Sequenz:

Der Blick auf die Rauhfasertapete hat mich in einem weißen Hotelzimmer landen lassen. Ich liege im Bett und werde von einem Kind bedroht. Ich bin ein Hund und dieses Kind soll in meinen Mund springen. Die scheiße aus den Medien nervt!

Ich soll mich nun mit dem älteren Bruder des Jungen auseinandersetzen. Das tue ich. Keine Angst dabei, nur Wachsamkeit. Ich gebe ihm ein Bier, aber das Bier ist alt. Wir reden trotzdem. Mein Vater soll eine Abreibung bekommen. (???)

Ich werde wieder luzide und gehe auf einen Balkon er Pension. Junge Leute, die rauchen. Ein nervöses Mädchen gibt mir Zigaretten, damit ich sie nicht verrate. Leider ist die Besitzerin hinter mir im Raum aufgetaucht, denn mein Zimmer ist hochgradig durcheinander. Ich weise auf die Kinder hin, wohl wissend, dass sie von mir ablenken. Gehört zum Drama. Zur falschen Zeit am falschen Ort geraucht.

Der Fasching nervt. Avalon. Ich weiß nun, wer SIE ist. Sie ist unabhängig von mir. Sie ist alterslos, hat nichts mit mir zu tun. Ich bin nur zufällig hier. Sie wollte mich fangen. Deshalb der Mindfuck. Rotzfrech generiere ich eine Zigarette, rauche, schnippe die Asche zu Boden in ihrer Pension Avalon. Ich weiß, wer sie ist, und ich kenne diesen Ort:

Isadom, das Haus der Leere...

Ich verabschiede mich höflich, nehme noch einen Zug und gehe aus dem Traum.


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