Ich bin in der Zeit der RAF großgeworden, und als kleiner Junge war mein Traumberuf Terrorist. Meine Berufsvorbereitung bestand darin, in der Herbstzeit Kastanien, die Plastiksprengstoff darstellen sollten, unter fahrende Autos zu rollen, wobei ich großen Wert darauf legte, nur große BMW und Mercedes zu erwischen. Außerdem führte ich stundenlange konspirative Gespräche mit meinem Kinder-Walkie-Talkie oder beschattete den Chef meines Vaters, dessen Büro man von unserem Haus aus gut sehen konnte. Als dann aber die mutmaßlichen Selbstmorde von Stammheim passierten, entschloss ich mich, doch kein Terrorist zu werden, weil mir ein Selbstmord, womöglich mit einem Küchenmesser, als zu schwere Aufgabe erschien. Es folgte eine harte Zeit der traumberuflichen Umorientierung, wobei ich meistens zwischen Tierpfleger und Nobelpreisträger pendelte.
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