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Hans*im*Glück schrieb am 7.5. 2005 um 22:57:21 Uhr über

Traumata

Traumata ist eine der beiden gleichberechtigt möglichen Pluralbildungen (neben: Traumen) zu

Trauma (griech.: Wunde),
Schockzustand nach einer Verletzung.
Von einem Trauma spricht man sowohl nach einer körperlichen wie nach einer schweren seelischen Verletzung.
Ein Trauma kann lang anhaltend sein.

Das sog. Posttraumatische Stress - Syndrom (PTSD, aus post-traumatic stress disorder) tritt nach schwersten desorientierenden und überwältigenden (vor allem psychischen) Gewalterfahrungen auf und wird seit etwa 25 Jahren diagnostiziert.

Es tritt manifest oft erst Jahre oder Jahrzehnte nach den auslösenden Erfahrungen auf.

Z.B. KZ - Überlebende, Überlebende von Folter, schwerer Deprivation, Vergewaltigungen oder von sexuellem Missbrauch können von PTSD betroffen sein.
Dass es z.Zt. eine oft fahrlässig gestellte Mode-Diagnose ist, ändert nichts daran, dass es - mit einem sehr diffusen umfangreichen Symptomenkomplex - existiert und seine Diagnostizierung für die davon tatsächlich Betroffenen hilfreich ist.
Es ist gerichtlich anerkannt und kann eine Zugangsvoraussetzung für eine Opferrente sein.

Jean Améry, ein Überlebender mehrerer KZ's, schrieb die vielleicht genauesten Zeilen über das Gefühl unter PTSD:

»Wer der Folter erlag, kann nicht mehr heimisch werden in der Welt

Jean Améry

Jean Améry hat wie Primo Levi, wie Bruno Bettelheim mit Frau, wie Arthur Koestler mit Frau, wie Paul Celan, wie Sándor Márai Jahrzehnte nach dem Trauma den Freitod gewählt.
(Bernward Vesper ist ein Sohn, der von Will Vesper, seinem Nazivater, so traumatisiert wurde (vgl. »Die Reise«), dass er sich umbrachte.)

Das PTSD wird fast immer, wie »automatisch«, an die nächsten Generationen weiter gegeben; oft tritt es noch in der 3. Generation in schwerer Form auf.
(Darüber geforscht wird seit ca. 25 Jahren, urspünglich vor allem in den USA.)
Insofern macht die Formulierung »Überlebende der 2. oder ~ der 3. Generation« unbedingt Sinn.
Israel ist voll davon, und die furchtbare Friedlosigkeit in der israelischen Gesellschaft hat dort einen ihrer wesentlichen Gründe.

Von so etwas wie »Heilungschancen« sollte man besser gar nicht erst reden; selbst Aussichten auf eine ernsthafte, länger anhaltende Linderung der Traumata sind nicht sehr realistisch.

Denn wie Jean Améry es sagte:

Wer der Folter erlag, kann nicht mehr heimisch werden in der Welt.

Es werden in aller Welt und ununterbrochen neue PTSD - Fälle produziert - Gulag-Überlebende gehören genauso dazu wie die Guantánamo - Gefangenen, Kindersoldaten in Afrika genauso wie die von Männern aller kriegführenden Parteien vergewaltigten Frauen auf dem Balkan, 95 % aller Kinder in Palästina gehören (nach wissenschaftlichen Erkenntnisssen) dazu und auch das 4-jährige Kind, das jetzt gerade irgendwo in der Welt von einem Elternteil missbraucht oder auf andere Weise schwer misshandelt wird.


Soviel zu: Traumata, ein Plural von: Trauma.



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