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mcnep schrieb am 30.10. 2009 um 10:40:14 Uhr über

Trauererektion

Die Trauererektion, lateinisch voluptatio dolorosa (bei Frauen spricht man von lacrimæ australis, südlichen Tränen) beschreibt das in allen Zeiten und Kulturen zu beobachtende Phänomen der geschlechtlichen Übererregbarkeit im Anschluss an einen Trauerfall. Schon die lateinische Ars amandi kennt die Sentenz 'Collacrimatio vidua probus lineat', der Tränenstrom der Witwe ist ein gutes Lubrikant. Psychologisch lässt sich das Phänomen der Kummerhitze (Hahnemann) mit dem aus dem Gleichgewicht geratenen Serotonin-Noradrenasespiegel erklären. Meist setzt das Phänomen zwei bis vier Tage nach einem Todesfall ein, weshalb man auch wegen der oftmals engen zeitlichen Nähe zur Beisetzung vom sogenannten Beerdigungsfieber spricht. Obwohl Trauererektion und Südtränen schon seit dem Altertum bekannt sind - die Witwe, die unstatthafte Tröstungen von Pfarrer oder Totengräber empfängt, ist ein fester Topos der italienischen Novellenliteratur des 14. und 15. Jahrhunderts - stößt es bis in die neueste Gegenwart auf nur geringes medizinpsychologisches Interesse. Möglicherweise ein Beispiel für ein atavistisches Kollektivtabu, dessen Beibehaltung eine schützende Mauer des Schweigens bietet für Menschen, die an einer Schnittstelle zwischen den zwei Grundtrieben Eros und Thanatos aufgerieben zu werden drohen.


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