Als Raymond Poulidor Anfang der Siebziger Jahre bei Nebel, Kälte und zwischen Schneewänden den 2114 Meter hohen Pass des Col du Tourmalet auf dem Fahrrad überquerte, schenkte er der Menschheit das folgende schöne und grandiose Zeugnis des Jammerns, das er schnaufend und röchelnd während der Fahrt in ein Ansteckmikrofon an seinem Trikot stammelte:
»Der Tourmalet ist einer der schwersten. Ich weiß nicht warum, aber die Pyrenäen sind härter als die Alpen. Hier in der Galerie, hier ist es am schlimmsten. Man glaubt es eigentlich nicht. Manchmal, wenn die Beine brennen - wenn Du Dich total fertig fühlst - dann ist das eigentlich gar nicht richtig. Das ist die Straße, die Dir nichts schenkt. Total gerade - schier unendlich. Das ist Dein großer Vorteil, wenn Du diese Passage kennst. Ah, La Mongie - nicht mehr weit bis zum Gipfel. Vier, fünf Kilometer vielleicht. Man hat Durst - Augen zu und durch, dem Durst widerstehen. Man muss schon trinken, aber bloß nicht zuviel. Und dann siehst Du die Zuschauer mit dem kalten Bier! Da kriegst Du Lust - aber Du baust Dich auf, sagst Dir 'Na gut, dann kippe ich heute abend eben zwei statt eines.' Drei Kilometer ... noch drei Kilometer. Der Anstieg dauert jetzt 49 Minuten. Oh, diese Kurve! Schrecklich! Schnappen wir noch ein bisschen Luft. Nur zwei Grad, es ist kalt. Auch wenn's kalt ist, man friert nicht. Du hast Lust, Dich im Schnee zu wälzen. Der Schnee zieht Dich an. Die Leute wollen Dich trinken lassen, Du hast Durst, aber nicht die Kraft, den Lenker los zu lassen. Wenn Du den Kontakt zu den anderen verlierst, dann ist alles aus. Dranbleiben! Noch 500 Meter. Oh, diese letzten 500 Meter. Fürchterlich! Die Folterstunde der Kletterer. Oh la la, ich explodiere gleich. Wir sind im Nebel. Der Fahrer im wahrsten Sinne des Wortes: benebelt. Das ist es! Aua, aua - nur noch diese Kurve! Das ist nicht witzig! Ende! Aua, aua!«
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