Die Ursachen einer Stillgeburt sind sehr unterschiedlich. Generell gilt, je früher ein Kind während der SS stirbt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind einen so großen genetischen Schaden hatte, dass es gar nicht lebensfähig gewesen währe. So endet jede 2. bis 3. medizinisch feststellbare SS mit dem Tod des Kindes in den ersten 12 SSW. Es kann als Selbstregulierung der Natur angesehen werden.
Stirbt ein Kind nach den ersten 12 SSW, so ist ein schwerer genetischer Schaden als Ursache nicht auszuschließen. Es komme mit Fortschreiten der SS immer mehr andere Faktoren mit hinzu, die den Tod des Kindes verursacht haben könnten.
Im Pschyrembel (259. Auflage), dem Standardwörterbuch der Medizin, werden sechs Gruppen von Ursachen des frühen Todes eines Kindes genannt:
1. genetische Anomalien der Elternteile oder des Kindes
Diese Ursache wird immer dann angenommen, je früher ein Kind in der Schwangerschaft stirbt. D.h. dass besonders beim Tod des Kindes in den ersten 12 SSW meist schwerste genetische Defekte die Ursache für den frühen Tod des Kindes sind. Würde sich ein solches Kind weiterentwickeln, so wäre es nicht lebensfähig.
2. lokale bzw. generalisierte Infektion
Schwere Infektionen können zum Tod des Kindes führen. Hierzu zählen unter anderem Chlamydia trachomatis (Zellparasit), Toxoplasma gondii (eine durch Tiere übertragene Infektion), Zytomegalie-Virus (Speicheldrüsen-Viruskrankheit).
3. mütterliche Störung oder Erkrankung
Unterine Fehlbildungen (z.B. Uterus septus duplex, Uterus didelphys separatus), Corpus-luteum-Insuffizienz (Funktionsschwäche des Gelbkörpers) und Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) können zum Tod des ungeborenen Kindes führen.
4. immunologische Gründe
Antiphospholipid-Syndrom (APLS) tritt meist bei jungen Frauen auf. Es ist eine Thrombose-Erkrankung, die zu einem Plazentainfarkt führen kann. Dadurch wird das Kind nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Zunächst bleibt das Kind im Wachstum zurück und stirbt später.
5. exogene Noxen
Bestimmte Arzneimittel, Pflanzenschutzgifte und radioaktive Strahlung können zum Tod des ungeborenen Kindes führen. Mit dazu gehören auch Drogen, Alkohol und Nikotin. Wer in seiner Schwangerschaft mal an einem Sektglas nippt, der gefährdet das Leben seines Kindes sicher nicht, ein Vollrausch hingegen ganz sicher. Die Übergänge sind hierbei fließend wie auch individuell.
6. psychosoziale Faktoren
Krieg, Flucht, Trennung, starker Stress und andere schwere psychische Belastungen können dazu führen, dass das ungeborene Kind stirbt. Wie im Punkt 5 sind auch hier die Grenzen der Gefährdung des Kindes fließend und sehr individuell.
Hier sind die medizinischen Ursachen getrennt aufgeführt. Im Leben ist es häufig so, dass verschiedene Kriterien die Ursache für den Tod des Kindes sind. So kann es z.B. sein, dass eine Schwangere, die ihre ein oder zwei Zigaretten am Tag raucht, unter starken Stress gerät. Um mit diesem besser umgehen zu können, raucht sie nun täglich 10 bis 20 Zigaretten. Niemand kann dann sagen, wie groß der Anteil der Zigaretten und wie groß nun der Anteil des Stress am Tod des Kindes war. Wenn noch Alkohol, Tabletten oder andere Faktoren hinzukommen, dann wird das Risiko für das Kind noch größer.
Einige verwaisten Eltern sagen auch: „Da versuche ich mein Leben lang gesund zu leben, insbesondere in der Zeit meiner Schwangerschaft, und trotzdem habe ich mein Kind verloren. Die Frau von gegenüber raucht auch während der Schwangerschaft kräftig weiter und lebt auch sonst ungesund. Sie aber bekommt ein Kind nach dem anderen. Das ist ungerecht.“ - Stimmt, das ist ungerecht. Es ist jedoch so, dass nicht jeder Mensch die gleichen Erbanlagen besitzt. Daran lässt sich leider nichts ändern. Wir müssen mit unseren Genen und deren Auswirkungen leben. Im Falle des Kinderwunsches kann in einzelnen Fällen die Medizin unterstützend ausgleichen. Sprechen Sie hierüber mit Ihrem Frauenarzt.
|