Am 14. Februar plant die ARD den Themenabend „Flucht aus Europa", um unter diesem Titel über ein hypothetisch-dystopisches Szenario zu diskutieren. Der Film „Aufbruch ins Ungewisse“ schildert die Situation so: „Europa ist im Chaos versunken. Rechtsextreme haben in vielen Ländern die Macht übernommen. Aus dem demokratischen Staat, der Deutschland einmal war, ist ein totalitäres System geworden, das Andersdenkende, Muslime und Homosexuelle verfolgt.“ (Zitat ARD).
Ich möchte deshalb hier darauf eingehen, wie die Realität und Gegenwart aussieht, also wer warum heute bereits aus Eurpa flieht. Im November 2014 führte mich eine Geschäftsreise nach Paris. Vor Sacré-Cœur de Montmartre bemerkte ich einen kleinen Kiosk. Vor dem Kiosk lag ein Hund. Ich begab mich zu ihm, um ihn zu streicheln. So kam ich mit der Kioskbetreiberin ins Gespräch. Bei Glühwein und Schokoriegeln unterhielten wir uns mehr als eine Stunde.
Sie berichtete mir, dass sie eine jüdische Einwanderin aus Russland ist. Schon damals, vor den Anschlägen auf Charlie Hebdo und vor den Anschlägen des November 2015 unter anderem auf das Bataclan, erzählte sie mir von Angst. Angst, die sie tagtäglich begleitet. Angst, die für sie allgegenwärtig geworden ist. Angst, mit der sie zu leben gelernt hat, was ihr aber von Tag zu Tag schwerer fällt.
Sie lebt in einer mitteleuropäischen Großstadt und traut sich nicht mehr, im Winter in der Dunkelheit den Heimweg anzutreten. Sich öffentlich zu ihrem jüdischen Glauben zu bekennen, ist zu einem unkalkulierbaren Risiko geworden. Warum das so ist, und wer ihr diese Angst einflößt, verriet sie mir auch. Was sie sagte, möchte ich nicht im O-Ton niederschreiben. Es wäre schlichtweg zu schonungslos ehrlich für einen deutschsprachigen Bericht. Fakt ist jedenfalls, dass sie nicht die einzige Gesprächspartnerin auf dieser Reise war, die solche Aussagen tätigte.
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