Vor vier Jahren war es das letzte Mal soweit. Ich musste wieder über eine Vollstreckung schreiben. Ein junger Mörder, fast noch ein Kind. Sie brachten ihn in den Vorraum der Gaskammer, verlasen das Urteil. Er trug eine längere weiße Shorts, vom Aussehen her eigentliche eine Badehose, darunter orangefarbene Satin-Boxershorts. Das T-Shirt hatten sie ihm bereits ausgezogen. Es folgten die üblichen Formalien wie die Verlesung des Todesurteils und die letzten Worte. Die Jalousien schlossen sich. Als sie sich wieder öffneten, war er bis auf die Unterhose nackt in der Gaskammer festgeschnallt, auf der Brust die EKG-Aufkleber. Das Gas kam Punkt Mitternacht, mit röcheln und würgen trat der Tod ein. Der Staat hatte mal wieder ein Leben beendet.
In den 80er Jahren musste ich die ersten Berichte über Hinrichtungen in beiden Staatsgefängnissen schreiben. Ich war eigentlich erst gerade mit der Journalistenschule fertig und hätte lieber andere Themen gehabt. Mit der Zeit gewöhnt man sich an die Atmosphäre im Zuschauerraum neben der Hinrichtungskammer. Mittlerweile sind die Exekutionen ja fast steril. Seit den 90ern werden die Todeskandidaten mit Windeln, bzw. einer Schutzhose in Form eines Gummischlüpfers ausgestattet. Das sieht zwar immer noch unwürdig aus, wenn unter der Boxershorts eine Aufwulstung im Schritt und Klebebündchen die Windel verraten, aber wenigstens erspart man ihnen, sich vor den Hinrichtungszeugen in die Hose zu machen. Früher wurden als Todeskleidung nur kurze Boxershorts getragen, auf Wunsch auch Turnhosen. Die kurioseste Sterbehose, die ich einmal erlebte, war eine in der Gaskammer getragenen Speedo. Nur für den elektrischen Stuhl wurde der After des Delinquenten mit Verbandmull verstopft, während der Urin aus der Hose durch Löscher in der Sitzfläche in einen Eimer floss. Manchmal machten die Gefangenen im Todeskampf die Hose so voll, dass die sich braune Masse aus den Beinöffnungen der Shorts quetschte. Ich denke aber, die Windel wurde eher auf Initiative der Wärter eingeführt, um die Verschmutzung der Hinrichtungskammer gering zu halten.
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