Taschenbuch In der Medizin. Eins der attraktivsten internistischen Handbücher. Unkonventionell und flott geschrieben. Leider nicht von mir. Ist in einem deutschen Hochtal von einem zweisilbigen Verlag mit einer Vorliebe für Blau und Zweispaltiges veröffentlicht worden. Nicht das ich eine Zwei-Spalten-Phobie habe und denke, du liest mich, wenn überhaupt, bloß dreispaltig. Aber ich hatte mir den Job damals nicht zugetraut. Schade. Dabei ist Fließtext-Umformen das Schönste, was es gibt. Nicht bloß Kommas ergänzen, sondern schneidermäßig Sätze zu zerpflücken, bis sie simpel und arschklar sind. Ein Job, der kein bißchen einsam bist. Du bist ganz dicht an der Denke des Autors dran, mindestens so dicht wie ein Übersetzer. Und ich lese mich erst eine Weile in ihn ein. In seinen Text, in seine Webseiten, seinen CV, seinen Zimmerplan, die Lageskizze des Hauses, die Mitbewohner seiner Etage, mögliche Gesprächspartner bei ihm auf dem Gang, mit denen er bei Sauerkraut und Bockwurst die Welt verändert, Dissertationen, die er vergeben hat, auf welchen Kongressen er mit wem zusammen auftritt. Detektivmäßig infoman. Und dann geht´s ihm, seinem Text, ans Leder. Ich will, dass der beim ersten Überfliegen und nicht erst nach dreistündiger meditativer Entspannung im Blaster & zwei Aspirin eingeht. Dass du nicht anders kannst, als ihn zu lesen. Dass es dich Kraft kostet, das Buch wegzulegen, ohne voyeuristisch schon die nächste Zeile anzufangen. Das heißt nicht, dass nach jeder zweiten Zeile gleich die Hose naß werden muß. Aber nach jeder dritten wär schon schön. Fachtexte, wie gesagt. Wissenschaft, die dich nicht losläßt, Einstein. Obwohl du so wenig Zeit hast, dass du Energie vermasselst, um bei Höchstgeschwindigkeit einen Augenblick zu ergaunern. Text-Kneten ist das Schönste, was es gibt. Außer Tim, meinem Goldsohn. Possesivpronomen, sorry. Aber Markensetzen kann ich mir hier nicht verkneifen. Dass das Buch dann ausgerechnet TIM hieß, hat mich riesig gefreut. Zufälle gibt´s, die sind wunderschön.
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