Ein Hund, mit dem ich befreundet bin, wurde vorige Woche operiert, genau genommen kastriert, obwohl es sich um eine Hündin handelt, aber die Befreiung von der Mühseligkeiten der Läufigkeit und der damit verbundenen Hundedepression heißt wohl auch bei Hundefrauen so, sagte man mir. Der Hund war die letzten Tage anscheinend ziemlich fertig und lag nur müde und apathisch mit seinem exorbitanten Verband über dem Einschnitt herum. Aber immerhin, er raffte sich auf, sobald ich mit so Hundekuchendingern in seine Nähe kam und ihn in die Küche lockte. Das ist eine Art Kultritual, meistens läuft sie mir schon voraus, setzt sich auf die Hinterpfoten bereit und wartet. Wenn ich näher komme, legt sie sich dann auf den Bauch, weil ich eine gewisse Zeit immer »Platz!« gesagt habe. Diesmal senkte sie sich allerdings nur sehr langsam ab. Mir kam erst später in den Sinn, dass das mit der Wunde unter ihrem Bauch zusammenhängen könnte, auf der zu liegen für sie zur Zeit nicht angenehm war. Sie tat es aber trotzdem aus Gewohnheit oder Furcht. Ich verstehe zu wenig von Hunden. Das ist schlecht, weil ich nicht ausschließen kann, dass wegen so eines Kuchenbrockens Platz zu nehmen eine üble Demütigung für den Hund ist und eine Folter für einen operierten Hund. Die plumpe Ordnung von Leistung und Lohn ist nur gerechtfertigt, wenn die Leistung dem Hund Spaß macht. Das ist aber bei solchen Ritualen, zumal denen, die mit Unterwürfigkeit einhergehen, fragwürdig, jedenfalls aus meiner menschlichen Sicht heraus. Ich könnte mich ganz übertrieben freuen, wenn sie sich hinlegt, damit sie seinerseits sich freuen kann, mir eine Freude gemacht zu haben. Ich werde das mit dem »Platz« mal lassen, sonst muss ich mit ihr noch zur Tiersprechstunde beim Hundepsychiater und ihm erklären: »Ich glaube, der Hund fühlt sich durch Hundekuchen gedemütigt.« »Woran erkennen Sie das?« »Ich weiß nicht, nur ein Gefühl, fragen Sie ihn selbst.«
|