Was das Stichwort Tiefsinn betrifft, so teilt es das schnöde Schicksal manch anderer eigentlich ehrenwerter Wörter.
Es verlockt zu albernen Wortspielereien, die den Ahnungslosen billige Tarnungen für ihre eigentlich unüberbietbare Ahnungslosigkeit vom Kern des Dings verschaffen.
»Sehnsucht« zum Beispiel ist auch ein derart gebrauchsmäßig verhunztes Wort. Oder »Leidenschaft«.

Sehn-Sucht.
Leiden-Schaft.

Und dann wird erbarmungslos alles Elend der Welt in diese armen Komposita reingepreßt, bis sie platzen und der eigentliche, tiefere Sinn in den Teppichen unserer Sprachbehausungen versickert. Traurige Sprachräume sind das, wenn die Luft erst mal ständig nach abgestandenem Tiefsinn riecht.

Ich wünschte, daß es sich wieder einbürgern würde, unter Leidenschaft einfach erstmal wollende Lebendigkeit, unter Sehnsucht einfach erstmal ein süchtelndes Sehnen und unter Tiefsinn einfach erstmal einen Sinn fürs Tiefe zu verstehen.

Das wäre ein Anfang.
Vielleicht sogar ein Anfang zu mehr Tiefsinn.
Möglicherweise sogar hier im Blaster.