Als der Zoologe der University of Minnesota Terry Cullen im Herbst des Jahres 1967 die Gegend um Milwaukee besuchte, entdeckte er auf einem Jahrmarkt ein unglaubliches Ausstellungsstück: Den gefrorenen Körper eines kürzlich getöteten Bigfoot-ähnlichen Tieres.
Cullen begleitete das Ausstellungstück durch Wisconsin, Illinois und Minnesota wo es in vielen Einkaufszentren und auf vielen Jahrmärkten zu sehen war. Er versuchte während dieser Zeit örtliche Anthropologie Professoren auf das interessante Stück aufmerksam zu machen, doch konnte der gefrorene Körper eines mögliche Missing Links deren Interesse nicht wecken. So benachrichtigte Cullen Ende des Jahres 1968 schließlich Ivan T. Sanderson, Kryptozoologe und Autor des Buches Abonimable Snowmen - Legend come to life. Sanderson bemühte seine Beziehungen, doch trotzdem wollte sich niemand dieses Relikt ansehen.
Zufälligerweise war zu dieser Zeit der bekannte belgische Kryptozoologe Bernard Heuvelmans bei Sanderson auf dessen Farm in New Jersey zu Gast und so entschieden sich die beiden nach Minnesota zu reisen und selbst zu untersuchen was der Aussteller Frank Hansen im mittleren Westen ausstellte. Hansen, der behauptete, dass der gefrorene Körper der eines »übriggebliebenen Menschen der Eiszeit« sei, verlangte zu dieser Zeit 25 Cent für einen Blick auf das in einem gefrorenen Eissarg befindliche Ding.
Sanderson und Heuvelmans fuhren zu Hansens Farm in Rollingstone (nähe Winona, Minnesota) wo der Eismensch in einem Campingwagen »überwintern« sollte und untersuchten die Kreatur. Die beiden Kryptozoologen waren schnell davon überzeugt, dass sie die Entdeckung des Jahrhunderts gemacht hatten und nach drei Tagen untersuchen und detaillierten Fotografierens waren sie sich sicher, dass ihre Entdeckung auch echt sei. Beide rochen die Verwesung an einem Teil des Glassargs an dem ein Stück Fleisch herausstach. Sie bemerkten, dass dem Biest durchs Auge geschossen war und dieses nun auf dem Gesicht des Leichnam lag. Die beiden erfahrenen Forscher konnte kaum glauben was sie sahen. Heuvelmans beschrieb es in etwa so:
»Das Exemplar sieht auf den ersten Blick wie ein Mensch aus, genauer gesagt wie ein erwachsenes menschliches Wesen männlichen Geschlechts. Es ist normal groß (1,80m) die Proportionen sind stimmig jedoch ist es exzessiv behaart. Es ist so gut wie überall mit sehr braunem Haar bedeckt welches zwischen acht und zehn Zentimetern lang ist. Seine Haut ist wachsähnlich und erinnert an den Kadaver eines Weißen, dessen Haut nicht gebräunt ist. (...) Das Exemplar liegt auf dem Rücken. (...) Der linke Arm ist hinter den Kopf gebogen und die Handfläche ist sichtbar. Aufgrund eines Bruches zwischen dem Handgelenk und dem Ellenbogen ist der Arm seltsam geknickt. Die gebrochene Elle und die klaffende Wunde sind deutlich zu erkennen. Der rechte Arm ist eng an den Körper gedrückt und die rechte Hand liegt auf dem Unterleib der Kreatur auf, so dass der Handrücken zu erkennen ist. Zwischen dem kleinen und dem Mittelfinger ist der Penis zu sehen, der schräg auf der Leiste liegt. Die Hoden sind auf Grund der Lage der Oberschenkel kaum zu erkennen.«
Hansens Wunsch, dass die Entdeckung geheimgehalten werden solle, konnten die beiden nicht erfüllen. Für Sanderson war die Kreatur so authentisch, dass er begann sie gegenüber seinen Freunden zärtlich als Bozo zu bezeichnen. In der Woche vor Weihnachten des Jahres 1968 erwähnte Sanderson den Eismenschen in der Tonight Show von Johnny Carson.
Während des nächsten Jahres begannen die beiden Kryptozoologen wissenschaftliche Abhandlungen zu schreiben (Heuvelmans nannte die Kreatur von nun an homo pongoides), und Sanderson veröffentlichte einen Artikel über die Geschehnisse des letzten Jahres im Männermagazin Argosy. Nun geschah etwas unvorhergesehenes: unter immer noch mysteriösen Umständen verschwand der Originalleichnam und wurde durch ein Modell (wahrscheinlich in Kalifornien hergestellt) ersetzt. Das behaupteten auf jeden Fall Heuvelmans und Sanderson, die als Beweis dafür auf 15 Ungleichheiten hinweisen, die sie durch Fotos dokumentieren könnten (der Körper wurde in Minnesota von Mark A. Hall und in Illinois von Loren Coleman fotografiert; beide sind heute noch als Kryptozoologen aktiv) . Hall hat zum Cover-Up des Iceman diese Spekulation:
»Höchstwahrscheinlich wurde der verwesende Körper Anfang des Jahres 1969 irgendwo in einem Wald vom Besitzer verbuddelt.... Viele Menschen hoffen bis heute, dass irgendwann aufgrund eines Zufalles oder dem Ableben eines «Wilden Mannes» dessen Körper uns in die Hände fallen und die Existenz jener menschlichen Verwandten beweisen würde. Die Geschichte des Iceman schadet nur diesen Hoffnungen.«
Aufgrund von Sandersons Kontakten zum Chief-Primatologen des Smithsonian Instituts John Napier, wurde dieses auf den Fall aufmerksam und wollte die Kreatur wissenschaftlich untersuchen. Hansen, der vorher nie bestätigt oder verneint hatte, dass die Originalkreatur ein Modell war (alles was er sagte, war das die Kreatur einem reichen Kalifornier gehören würde), verbot jedoch eine Untersuchung des Leichnams. Daraufhin verlor das Smithsonian Institut das Interesse, da es davon ausging, dass der Eismensch eine Fälschung sei. Hansen zog nun das Modell für kurze Zeit aus dem Verkehr und berichtete sogar, dass er es zerstört hätte. Heutzutage taucht dieses oder ein ähnliches Modell aber immer noch bei Jahrmärkten auf.
Der Ursprung und die Natur der Kreatur sind Quelle einer sich fortsetzenden Debatte. Sanderson sagte oftmals, dass die Kreatur nordamerikanisch sei, war sich aber nicht ganz sicher. Heuvelmans hatte später die Theorie, dass es sich um einen Neandertaler handeln würde, der in Vietnam getötet und dann in die USA geschmuggelt worden war. Er schrieb später in seinem Buch L'Homme de Néanderthal est toujours vivant (etwa Die Neandertaler leben immer noch), dass es für den Captain Hansen durchaus möglich gewesen wäre den Leichnam des Iceman in einem »Body Bag« wie einen toten GI aussehen zu lassen und ihn dann in die USA fliegen zu lassen. Wie die Geschichte uns heute zeigt, wurden auf diese Weise viele Kilo Heroin in die USA geschmuggelt. Viele Kryptozoologen sind der Ansicht Heuvelmans, da in Vietnam seit jeher »Wilde Menschen« gesehen wurden. Andere wiederum sind gegen Heuvelmans Neandertaler-Theorie. Hall hält diese für fragwürdig und denkt heute, dass der Iceman aus dem Süden Asiens kam und mit dem homo erectus verwandt ist. Aber der Beweis der diese Fragen beantworten würde, weilt nicht mehr unter uns. Mark A. Halls letzte Worte zu diesem Thema (aus Wonders 3, 1994) sind es wert zitiert zu werden.
Wir haben beim Minnesota Eismenschen gesehen was passiert wenn eine Entdeckung dieser Art gemacht wird... Nur drei Leute haben die Wichtigkeit des Leichnams erkannt, doch sie waren machtlos sein Schicksal zu beeinflussen. Und so wurde es zu seinem Schicksal wertlos aus unserer Mitte zu verschwinden. Er beendete seine Karriere als öffentlicher Unterhalter in einem unmarkierten Grab irgendwo in den Wäldern.
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