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voice recorder schrieb am 30.12. 2002 um 08:27:04 Uhr über

Terror

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mod schrieb am 29.12. 2002 um 16:06:48 Uhr über
Sachsenhausen

Konzentrationslager Sachsenhausen (1936-1945
Das KZ Sachsenhausen wurde im Sommer 1936 von Häftlingen aus den Emslandlagern
errichtet. Es war die erste Neugründung eines KZ nach der Ernennung des
Reichsführers SS Heinrich Himmler zum Chef der Deutschen Polizei im Juli 1936. Die von
SS-Architekten am Reißbrett als idealtypisches KZ konzipierte Anlage sollte dem
Weltbild der SS architektonischen Ausdruck geben und die Häftlinge auch symbolisch
der absoluten Macht der SS unterwerfen. Als Modell und Schulungslager der SS und
Konzentrationslager in unmittelbarer Nähe der Reichshauptstadt nahm Sachsenhausen
eine Sonderstellung im System der nationalsozialistischen Konzentrationslager ein.
Diese wurde unterstrichen, als 1938 die Inspektion der Konzentrationslager, die
Verwaltungszentrale für alle Konzentrationslager im deutschen Machtbereich, von
Berlin nach Oranienburg verlegt wurde.

Zwischen 1936 und 1945 waren im KZ Sachsenhausen mehr als 200 000 Menschen
inhaftiert. Häftlinge waren zunächst politische Gegner des NS-Regimes dann in immer
größerer Zahl Angehörige der von den Nationalsozialisten als rassisch oder biologisch
minderwertig erklärten Gruppen und ab 1939 zunehmend Bürger der besetzten
Staaten Europas. Zehntausende kamen durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit und
Misshandlungen um oder wurden Opfer von systematischen Vernichtungsaktionen der
SS. Auf den Todesmärschen nach der Evakuierung des Lagers Ende April 1945 starben
noch einmal Tausende von Häftlingen. Etwa 3000 im Lager zurückgebliebene Kranke,
Ärzte und Pfleger wurden am 22. April 1945 von russischen und polnischen Einheiten
der Roten Armee befreit.

entrationslager Sachsenhausen (1936-1945
Idealtypisches Modelllager
Unmittelbar nach der Ernennung des Reichsführers SS Heinrich Himmler zum Chef der
Deutschen Polizei im Juli 1936 ließ die SS auf staatlichem Forstgelände im Ortsteil
Sachsenhausen von Oranienburg von einem Häftlingskommando aus dem KZ
Esterwegen die ersten Baracken eines Konzentrationslagers errichten, das nach
Worten Himmlers von 1937 den Prototyp eines »modernen, vollkommen neuzeitlichen
und jederzeit erweiterungsfähigen Konzentrationslagers« darstellen sollte.

Der Sinn dieser Worte erschließt sich besonders deutlich aus einem Vergleich zwischen
dem KZ Sachsenhausen und dem häufig mit diesem verwechselten KZ Oranienburg. Im
Gegensatz zur eher improvisierten Einrichtung des KZ Oranienburg folgte der Entwurf
der SS für das KZ Sachsenhausen einem »Idealplan«, in dem sich funktionale
Überlegungen mit der architektonischen Symbolisierung von Kontrolle und Terror
verbanden. Das Häftlingslager wurde in Form eines gleichschenkeligen Dreiecks
angelegt, in dem alle Gebäude symmetrisch um die Mittelachse gruppiert und auf den
Turm A, den Sitz der SS-Lagerleitung auf der Mitte der Grundlinie des Dreiecks bezogen
waren. Vor diesem lag halbkreisförmig der Appellplatz, der wiederum von vier Ringen
fächerförmig angeordneter Baracken umschlossen wurde. Um die Fortsetzung der
Mittelachse über den Turm A und die Lagerstraße hinaus wurde das SS-Truppenlager
angelegt, in dem die Axialität und Symmetrie des Häftlingslagers und des
Kommandanturbereichs sich weitgehend fortsetzten.

Konzentrationslager Sachsenhausen (1936-1945»Konzentrationslager der
Reichshauptstadt«

Zwar hatte auch das KZ Oranienburg schon als Konzentrationslager für die
Reichshauptstadt Berlin gedient, wegen der Nähe zu Berlin und der dort ansässigen
Zentrale der Gestapo wuchs dem KZ Sachsenhausen aber eine noch bedeutendere
Stellung im System der Konzentrationslager zu. Hier wurden nicht nur SS-Leute wie der
spätere Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß, der 1938 in Sachsenhausen
Schutzhaftlagerführer war, für spätere Aufgaben geschult und vorbereitet, sondern
hierhin wurde 1938 auch mit der bis dahin in Berlin ansässigen »Inspektion der
Konzentrationslager« die Verwaltungszentrale des gesamten KZ-Systems verlegt, für
die Häftlinge des KZ Sachsenhausen einen wegen seines Grundrisses als »T-Gebäude«
bezeichneten Neubau errichten mussten. Zum 388 Hektar umfassenden SS-Komplex in
Oranienburg gehörten darüber hinaus umfangreiche Wohnsiedlungen für die höheren
SS-Dienstgrade und ihre Familien sowie das ab 1938 an der Lehnitzschleuse errichtete
Außenlager »Klinkerwerk«. In zeitgenössischen Publikationen trägt Oranienburg den
Beinamen »Stadt der SS«.

Im Zellenbau des KZ Sachsenhausen sperrte die Berliner Gestapo Sonderhäftlinge ein
wie den Bekenntnispfarrer Martin Niemöller, den Hitler-Attentäter Georg Elser oder
Herschel Grynszpan, dessen Anschlag auf einen deutschen Botschaftsrat in Paris von
der NS-Propaganda zum Anlass des Judenpogroms vom November 1938 erklärt wurde.
In vier 1941 errichteten Sonderhäusern wurden ehemalige Regierungschefs besetzter
Staaten wie der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg und andere
prominente Häftlinge, deren Aufenthaltsort nicht bekannt werden sollte, unter falschen
Namen mit ihren Familien untergebracht. Das Krankenrevier des KZ Sachsenhausen
schließlich diente 1944 der »Sonderkommission 20. Juli« als Haftlazarett, in dem
Hitler-Gegner wie Hans von Dohnanyi, Hasso von Boehmer, Carl Hans von Hardenberg
und Siegfried Wagner, die in der Haft erkrankt oder nach Selbsttötungsversuchen
schwer verletzt waren, für weitere Vernehmungen oder ihre Hinrichtung
wiederhergestellt werden sollten.


zentrationslager Sachsenhausen (1936-1945
Häftlingsgesellschaft

Insgesamt waren im KZ Sachsenhausen mehr als 200.000 Menschen eingesperrt.
Während in der Gründungsphase des Lagers politische Gegner des NS-Regimes die
Mehrheit der Häftlinge stellten, wird das KZ ab 1938 immer mehr zum Instrument der
rassistischen Gesellschafts und Bevölkerungspolitik des NS-Regimes die sich gegen
Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, sogenannte Asoziale, Arbeitsscheue und
Berufsverbrecher und andere Gruppen und ab 1939 gegen die Bevölkerung der
besetzten Länder, ausländische Zwangsarbeiter und alliierte Kriegsgefangene richtet,
sodass 1944 90 Prozent der Häftlinge Ausländer sind, unter denen Bürger der
Sowjetunion und Polen die größten Gruppen stellen. Um die neuen Opfergruppen
unterbringen zu können, musste das Häftlingslager schon 1938 in Abweichung vom
»Idealplan« um das »Kleine Lager« ergänzt werden, in dessen Baracken 38 und 39
fast ausschließlich jüdische Häftlinge untergebracht wurden, bis die meisten von ihnen
im Oktober 1942 nach Auschwitz deportiert werden.


Konzentrationslager Sachsenhausen (1936-1945
Zwangsarbeit

Ein Arbeitseinsatz der Häftlinge erfolgte zunächst in SS-eigenen Werkstätten und
Betrieben auf dem Häftlingslager benachbarten Industriehof sowie in verschiedenen
Strafkommandos wie dem Schuhläuferkommando, dessen Häftlinge unter dem
Kommando eines zivilen Beamten des Reichswirtschaftsministeriums tagelang mit
Gepäck auf einer um den Appellplatz angelegten Schuhprüfstrecke mit verschiedenen
Bodenbelägen marschieren mussten, um die Tauglichkeit von Kunststoffen für Sohlen
von Wehrmachtsstiefeln zu erproben. Als gefürchtetes Strafkommando galt auch das
»Klinkerwerk«, ein von Häftlingen 1938 unter großen Opfern angelegtes
Großziegelwerk mit eigener Hafenanlage an der Lehnitzschleuse, in dem die Ziegel für
Albert Speers Großbauvorhaben in Berlin produziert werden sollten. Vor allem im Zuge
des massenhaften Einsatzes der Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen in der
Rüstungsindustrie ab 1942 entstanden mehr als 100 Außenlager und Außenkommandos
des KZ Sachsenhausen in der Nähe von Rüstungsbetrieben, u.a. bei den
Heinkel-Flugzeugwerken in Oranienburg und bei Berliner Industriebetrieben wie
Siemens und AEG.

Konzentrationslager Sachsenhausen (1936-1945
Opfer

Nach von ehemaligen Häftlingen schon im Sommer 1945 für eine sowjetische
Ermittlungskommission angestellten Schätzungen wurden im KZ Sachsenhausen
mehrere Zehntausend Menschen umgebracht. Sie starben an Hunger und Erschöpfung,
Krankheiten und Kälte, wurden Opfer von Misshandlungen und öffentlichen
Hinrichtungen, medizinischen Experimenten oder Massentötungsaktionen. Nachdem im
Herbst 1941 mindestens 12.000 sowjetische Kriegsgefangene, unter denen sich viele
Juden befanden, in einer provisorischen Genickschussanlage erschossen oder bei der
Erprobung von Gaswagen ermordet worden waren, wurde im Frühjahr 1942 auf dem
Industriehof eine Vernichtungsanlage mit Krematorium, Genickschussanlage und später
eingebauter Gaskammer errichtet, die von der SS in Analogie zum Turm A als
Eingangstor zynisch als »Station Z« bezeichnet und Ende Mai 1942 mit der Erschießung
von 250 jüdischen Häftlingen und Geiseln »eingeweiht« wurde.

Konzentrationslager Sachsenhausen (1936-1945
Evakuierung, Todesmärsche und Befreiung

Im KZ Sachsenhausen und seinen etwa 100 Außenlagern waren Anfang 1945 etwa
80.000 Menschen - Männer, Frauen und Kinder - inhaftiert, davon etwas 58.000 im
Stammlager in Oranienburg. Als die Rote Armee die Oder erreicht hatte, befahl der
Lagerkommandant am 1. Februar 1945, Vorbereitungen zur Räumung zu treffen.
Daraufhin wurden als besonders gefährlich geltende Häftlinge, vor allem sowjetische
und britische Offiziere, sowie als marschunfähig ausgesonderte Häftlinge im
Industriehof des Lagers ermordet.

Auch bei der Evakuierung der östlich gelegenen Außenlager in das Stammlager wurden
zahlreiche Häftlinge ermordet. In den folgenden Wochen verlegte die SS Tausende von
Häftlingen in westlich gelegene Lager wie Mauthausen in Österreich oder
Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide. Gleichzeitig trafen in großer Zahl vorwiegend
jüdische Häftlinge aus Auschwitz oder direkt aus Ungarn in Sachsenhausen ein. Die
Häftlinge der Berliner Außenlager wurden erst unmittelbar vor der Evakuierung des
Stammlagers nach Oranienburg transportiert.

Die Räumung des KZ Sachsenhausen begann in den Morgenstunden des 21. April 1945.
33.000 der noch verbliebenen 38.000 Häftlinge wurden in Gruppen von 500 Häftlingen
nach Nordwesten in Marsch gesetzt. Bei nasskaltem Wetter starben viele Häftlinge an
Entkräftung oder wurden von der SS erschossen. Auf unterschiedlichen Strecken
gelangten die Kolonnen in den Raum Wittstock. Im nahen »Belower Wald« wurden ab
dem 23. April 1945 in einem großen Lager mehr als 16.000 Häftlinge
zusammengezogen (Museum des Todesmarsches). Ab dem 29. April wurde das
Waldlager aufgelöst, und die Häftlinge erreichten auf unterschiedlichen Wegen den
Raum zwischen Parchim und Schwerin, wo sie, inzwischen von ihren SS-Bewachern
verlassen, auf Einheiten der Roten Armee und der US Army trafen.

Das Stammlager in Oranienburg, wo 3.000 marschunfähige Häftlinge und Pfleger im
Krankenrevier zurückgeblieben waren, wurde am 22. April 1945 von sowjetischen und
polnischen Einheiten der Roten Armee befreit. In den folgenden Wochen starben noch
mindestens 300 ehemalige Häftlinge an den Folgen der KZ-Haft Sie wurden in sechs
Massengräbern an der Lagermauer im Bereich des Krankenreviers bestattet Die Gräber
gerieten später in Vergessenheit und wurden erst 1995 wiederentdeckt und in einen
würdigen Zustand versetzt.





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