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Katholischer Filmdienst schrieb am 1.5. 2004 um 14:04:26 Uhr über

Taxi-zum-Klo

Eine authentische Liebesgeschichte zwischen zwei Männern: Frank und Bernd. Frank ist Lehrer, Bernd arbeitet in einem Kino. Bernds Zukunftstraum ist das ruhige Leben zu zweit, mit Blumentopf und Bauernhof. Frank braucht das Abenteuer, die Sehnsucht, die Erfahrung von Grenzen. Sie leben zusammen, sie schlafen zusammen, aber sie leben aneinander vorbei.
Frank ist Tag und Nacht in Berlin unterwegs, immer auf der Suche nach einem sexuellen Abenteuer. Er holt sich seine Burschen aus der Klappe, der Männersauna, der Nacht der Großstadt. Sexualität ist für Frank selbstverständlicher Bestandteil seines Alltags. Seine Freunde nennen ihn Peggy. Die Kinder in der Schule mögen ihn, und wenn seine Kollegen beim Kegelabend besoffen sind, munkeln sie: Der hat Männerbesuche, der Herr Ripploh.
Frank ist süchtig auf Männer: Auf Blonde, Mickrige, Superbullen, Ledertypen, Muskelprotze. Selbst aus dem Krankenhaus reisst er aus, um sich für eine halbe Stunde auf einer Klappe einen Schwanz zu holen. Mit einem klapprigen VW-Käfer hurt er durch halb Berlin. Selbst seinen Tankwart legt er aufs Kreuz. Nach wochenlangem Zublinzeln ist es soweit: Er treibt ihn in die Falle - seine eigene. Nachdem er ihn durchgebumst hat, pisst er ihm mit Wonne ins offene Maul.
Bernd ist verzweifelt. Er bekocht Frank, wäscht ihm die Socken, lässt sich nicht von ihm bumsen, kriegt aber nicht, wonach er sich sehnt: Frank's Treue. Auf einem verschrobenen Tuntenball kommt es zur Eskalation. Bernd als Matrose verkleidet, Frank im Tüll, scheinen von nun ab getrennte Wege gehen zu wollen: Bernd als Schäfer auf dem Land - Frank als Citykobra in der fiebrigen Stadt.

»Taxi zum Klo« macht Lust, ein Mann zu sein. So warb die Verleihfirma zum Start des Films. Der mit nur 100.000 DM ohne jede Fördermittel gedrehte Film ist in der Szene - zurecht - zu einem Kultfilm avanciert. Und so spielte er allein in New York 1 Million Dollar ein.
Frank Ripploh stellt sich in seinem Film rüchsicktslos selber aus, offeriert uns seine geile Gedankenwelt ebenso wie das letzte Schamhaar um seinen Schwanz. Und davon sind anscheinend Schwule rund um den Globus begeistert. Nicht nur sie: Das Festival Saarbrücken, zum Beispiel, erkannte ihm 1981 dafür den begehrten »Max-Ophüls-Preis« zu.
Ripploh war Hauptschullehrer. Aus seinem Schwulsein machte er nie ein Hehl. Im Gegenteil: Als Peggy von Schnottgenberg griff er an. Im »Stern« bekannte er sich öffentlich; der Ärger mit der Schulbehörde war ihm gewiss. Bei den Dreharbeiten zum »Taxi zum Klo« war er noch »Beamter auf Probe«, nur wegen eines festgestellten Leberschadens nicht dienstfähig ...
Ripploh bekennt über den Film hinaus, »ein Jagdtyp« zu sein, mit erhobener Lanze ständig nach Opfern unterwegs. »Ich will ungeheuerliche Intimität, in der sämtliche Grenzen verwischt werden. Auch Lust und Schmerz - das muss jeder selbst rauskriegen, wieviele Dimensionen dahinter stehen ...« Ripploh zieht die Grenzen sehr weit: Er lässt sich auspeitschen, pisst einen anderen in den Mund. »Ich wollte auf jeden Fall zwei Dead–ends konfrontieren: Eine bürgerliche Sackgasse, wo jemand in Kissen, Kaffee und Kuchen erstickt und ein Dead–end von pseudofreier schwuler Sexualität, wo Du mit Hilfe von Drogen zwar Grenzen verwischt, aber nicht aufhebst.«
Der Film, so behauptet Ripploh, sei gar kein Schwulenfilm. »Es ist ein trauriger Film, der die Sehnsucht nach einer Beziehung und ihrer Unmöglichkeit zum Ausdruck bringt, bei allem Witz1980 gedreht - im Zeitalter vor AIDS, war er ein befreiendes, ehrliches Credo zum eigenen Schwulsein. Heute ist er eine traurig stimmende Erinnerung an rosarote Zeiten ...

(aus: Hermann J. Huber: »Gewalt & Leidenschaft«)


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