Wir haben diese alte Romantik von unsern Wäldern und Feldern entfernt und damit die Höhlenbrüter aus der Nähe menschlicher Wohnungen in entlegene Winkel vertrieben. Um sie wieder heranzulocken, können wir natürlich unsere Wald- und Gartenwirthschaft nicht abändern, aber wir sind wohl im Stande, die Geschädigten durch Anlage neuer billiger Wohnungen zu entschädigen. Dieser Zweck wird durch Aufhängen von Nistkästen erreicht. Die Vogelschutzvereine haben das Interesse für diese Thätigkeit wachgerufen, und instinktiv folgt eine große Zahl der Landsleute dem Vorgang ihrer Nachbarn. Es wäre zu wünschen, daß der Sport des Aufhängens der Nistkästen eine noch größere Ausdehnung annehme, aber dabei muß auch dafür Sorge getragen werden, daß die geringfügige Arbeit zweckmäßig verrichtet wird. Man muß den Gewohnheiten und Bedürfnissen des Vogels gerecht werden, wenn er an unsere Nähe gefesselt werden soll. Hängen wir z. B. Nistkästen auf und verwahren sie nicht genügend mit Dornen, so fallen die Vogel sehr leicht den Katzen und anderen Raubtieren zum Opfer und wir dürfen uns nicht wundern, daß diese schlechten Wohnungen leer stehen bleiben. Bauen wir für die Meisen ein Häuschen und machen darin das Flugloch zu klein, so können wir erleben, daß die Meisen fortbleiben, aber Bienen und Hummeln sich in ihm ansiedeln. Freilich hat nicht jeder, der gern den Vögeln dienen möchte, Zeit und Muße, die Lebensgewohnheiten einzelner Thierarten zu studiren. Aber das braucht er auch nicht. Auch auf diesem Gebiete menschlicher Thätigkeit giebt es eine Arbeitstheilung, und er kann sich bei Naturforschern Rath holen. Theuer ist der Rath keineswegs. Die Gessellschaft von Freunden der Naturwissenschaften in Gera hat z. B. unter dem Titel „Winke betreffend das Aufhängen der Nistkästen für Vögel“ ein Büchlein von Professor Dr. K. Th. Liebe herausgegeben, das für den winzigen Preis von 20 Pfennig von der Verlagsbuchhandlung Theodor Hofmann in Gera zu beziehen ist und in dem die nöthigen Mitteilungen in einer sehr klaren und anziehenden Weise gegeben sind. Wer keine Zeit hat, selbst die Nistkästen, wie sie sein sollen, zu bauen, für den hat wiederum der Thierschutzverein in Darmstadt gesorgt; er liefert gut eingerichtete Nistkästen, die wahrlich recht billig sind; denn so ein „Wohnhaus“ für Staare kostet 85 Pfennig, eine „Villa“ für Meisen 80 Pfennig, für Rothschwänzchen und Fliegenschnäpper nur 45 Pfennig.
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