Martin Opitz (1597-1639) Andreas Gryphius (1616-1664)
STA VIATORI TRÄNEN DES VATERLANDES, ANNO 16,-6
Ihr blinden Sterblichen, was zieht ihr und verreist Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret.
Nach beiden Indien? Was wagt ihr Seel' und Geist Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun,
Für ihren Knecht, de, Leib? Ihr holet Krieg und Streit, Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Kartaun
Bringt aus der neuen Welt euch eine Welt voll leid. Hat aller Schweiß und Fleiß und Vorrat aufgezehret.
Ihr Pflügt die wilde See, vergesset euer Land,
Sucht Gold, da, eisern macht, und habt es bei der Hand. Die Türme stehn in Glut, die Kirch ist umgekehret,
Hierher, Mensch! Die Natur, die Erde lufet dir: Das Rathaus liegt im Graus, die Starken sind zerhaun,
WO.hin? Nach Gute. Bleib! Warum? Du hast es hier! Die Jungfraun sind geschändet, und wo wir hin nur schaun Ist Feuer, Pest und Tod, der Herz und Geist durchfährst.
Hier durch die Schanz und Stadt rinnt allzeit frisches Blut.
Dreimal sind schon sechs Jahr, als unser Ströme Flut,
Von Leichen fast verstopft, sich langsam fortgedrungen.
Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der Tod,
Friedrich von Logau (1604-1655) Was grimmer denn die Pest und Glut und Hungersnot:
DER DEUTSCHE FRIEDE Daß auch der Seelenschatz so vielen abgezwungen.
Was kostet unser Fried? 0 wie viel Zeit und Jahrel
Was kostet unser Fried? 0 wie viel graue Haarel
Was kostet unser Fried? 0 wie viel Strörle Blut!
Was kostet unser Fried? 0 wie viel Tonnen Gut!
Ergetzt er auch d,für und lohnt so viel veröden?
Ja! Wem? Frag Echo drum; wem meint sie wohl?
(Echo) den Schweden!
TELJTSCHLAND, VERSETZT SCHEL)LAND
Ein Scheuland bist du jetzt, 0 liebes Teutschland worden,
Durch Zorn, Neid, Krieg, Gewalt, durch Rauben und durch Morden;
Ein jeder scheut sich nun, in dich zu bauen ein,
Weil mehr kein Mensch in dir, nur lauter Teufel sein.
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