Der Weiher
Er liegt so still im Morgenlicht,
so friedlich, wie ein fromm Gewissen;
wenn Weste seinen Spiegel küssen,
des Ufers Blume fühlt es nicht;
Libellen zittern über ihn,
blaugoldne Stäbchen und Karmin,
und auf des Sonnenbildes Glanz
die Wasserspinne führt den Tanz;
Schwertlilienkranz am Ufer steht
und horcht des Schilfes Schlummerliede;
ein lindes Säuseln kommt und geht,
als flüstr' es: Friede! Friede! Friede!
Stille, er schläft! stille, stille!
Libelle, reg' die Schwingen sacht,
daß nicht das Goldgewebe schrille,
und, Ufergrün, hab' gute Wacht,
kein Kieselchen laß niederfallen.
Er schläft auf seinem Wolkenflaum,
und über ihn läßt säuselnd wallen
das Laubgewölb der alte Baum;
hoch oben, wo die Sonne glüht,
wieget der Vogel seine Flügel,
und wie ein schlüpfend Fischlein zieht
sein Schatten durch des Teiches Spiegel.
Stille, stille! er hat sich geregt,
ein fallend Reis hat ihn bewegt,
das grad zum Nest der Hänfling trug;
su, su! breit', Ast, dein grünes Tuch -
su, su! nun schläft er fest genug.
Droste-Hülshoff
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