Wenn die Mutter die Tochter Töchterchen nennt, weiß das Töchterchen, dass ihre Bäckchen gleich Kirmes haben.

Nicht nur männliche Mädchenversohler gibt es auf dieser Welt, es gibt auch Frauen, die gern Frauen hauen, und bei ihren eigenen Töchtern ist das sowohl am einfachsten als auch am wirkungsvollsten.

Ich weiß das sowohl als ehemaliges Töchterchen als auch als Mutter zweier Töchter, die alle paar Wochen zum Töchterchen mutieren. Dann gibt es erst mal eine Psychonummer, die jede Tochter zum Töchterchen machen würde, laufende Tränen und Knoten-im-Bauch inklusive (ich weiß es, wie gesagt) und dann geht die Tochter über Muttis Schoß und wird zum Töchterchen. Es muss gar nicht lange rot bleiben. Die Wirkung ist erbracht, wenn der Töchterchen-Effekt vorher da war: Hochrotes heißes Gesichtchen und Tränchen über den Bäckchen (die oberen), Peinlichkeit beim Runterziehen des RV, beim aus-der-Jeans-winden, mehr Tränen bei der Ansage, was das ungezogenen Töchterchen nun erwartet. Es ist ein Ritual, die Worte wiederholen sich. Ich werde selber ganz wuschig dabei, wenn ich sie so sehe. Ob meine Mutter mich früher auch so gesehen hat? Ich vermute es mal. Sie besorgt noch die Haarbürste, linke Schublade, und dann kann es zum Abschluss kommen. Die verdiente (habe ich mir etwa keine Abwechsĺung verdient!) Züchtigung meiner Tochter, eine Tracht für mein Töchterchen.

Ah, der Anlass? Lügen, die man als Mutter natürlich auch provozieren kann, vor allem die jüngere fällt immer mal wieder drauf rein. Noten sind zwischendurch ein willkommener Grund, vor allem bei der älteren. Notfalls, wenn so gar nichts anliegt, gehen Widerworte und Aufsässigkeit ja immer, man muss nur den Schwellwert entsprechend anpassen, Inzidenz würde man heute sagen. Also, jeden Monat ist eins der Töchterchen fällig, manchmal beide. Ich bin alleinerziehend, im Wortsinn.