Nun, da die Wohnung irgendwann zimmerweise umgebaut wird und sich meiner eine gewisse Resignation, die Fassade der Aufgeräumtheit betreffend, bemächtigt hat, entwickelt diese Assemblage aus K*s angesammelten Lebensspuren, dem Holzhammer eines besser namenlos bleibenden Architekten und meinem eigenen planlosen Vortex, der seit mehr als einem halben Jahr wie ein küstesuchender Wirbelsturm durch die Räume zieht, allmählich einen eigenen Reiz, der an die Vodun–Altäre der afroamerikanischen Kulte erinnert. Nicht aus Planung und Kalkül, doch die einzelnen Räume, schon zu seinen Lebzeiten zu groß für zwei, scheinen Kraftfelder herauszuarbeiten,in denen sich sonderbar synkretistische Assemblagen bilden, die meist zufällig, manchmal dem fruchtlosen Bemühen der Putzfrau, eine bürgerliche Ordnung zu reetanlieren, geschuldet sind. Ein gerahmtes Beuys–Multiple steht hinter dem Kopfteil des noch nicht aufgebauten Gitterbettes, zwischen zwei dunklen Eichenmöbeln des GelsenkirchenerBarocks, wie eine Ikone hinter dem Lettner im Chorgestühl, die zum Teil ausgeräumten Wohnzimmerregale sind vollgepackt mit Büchern, die die vermutlich gänzlich illiterate Esma bevorzugt mit dem Rücken nach hinten stellt - die Idee einer Bibliothek ohne Titel, allein auf die auratische Kraft des in ihnen angehäuften Wissens vertrauend. Die chinesische Kalligraphierolle, halb durchschnitten vom bleiern–offenen Schwung der Rückenlehne eines altdeutschen Löwentatzenstuhls, gierig wuchernde Zimmerpflanzen beginnen, die gesammelten Reiseandenken zu verschlingen; ist Synkretismus nun Konzept, Zufall oder einfach das Nachlassen einer rituellen Gesammeltheit?
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