Swasiland (deutsch [ˈsvaːzilant] (Audio-Datei / Hörbeispiel anhören?/i), englisch [ˈswɑːzɪlænd] (Audio-Datei / Hörbeispiel anhören?/i), siSwati eSwatini [ɛswaˈtini]) ist ein Binnenstaat im südlichen Afrika. Er grenzt an Südafrika und Mosambik. Nationalfeiertag ist der 6. September, der Jahrestag der Unabhängigkeit im Jahr 1968. Die Staatsform ist faktisch eine absolute Monarchie. Swasiland gilt als eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt, im Index der menschlichen Entwicklung von 2016 steht es auf dem 148. von 188 Plätzen.[5] Einzige Großstädte des Landes sind Manzini und die Hauptstadt Mbabane.
Inhaltsverzeichnis
1 Geographie
1.1 Klima
2 Bevölkerung
2.1 Sprachen und Religionen
3 Geschichte
4 Politik
4.1 Exekutive
4.2 Legislative
4.3 Judikative
4.4 Innen- und Wirtschaftspolitik
4.5 Menschenrechte
4.6 Militär
5 Verwaltungsgliederung
6 Infrastruktur
7 Wirtschaft
7.1 Staatshaushalt
8 Bildung
9 Kultur
9.1 Bräuche
9.2 Medien
10 Gesundheit
11 Weblinks
12 Einzelnachweise
Geographie
Das Königreich Swasiland ist mit einer Fläche von 17.363 Quadratkilometern der zweitkleinste Staat auf dem afrikanischen Kontinent. Die Nachbarländer des Binnenstaates sind Mosambik im Osten und die südafrikanischen Provinzen Mpumalanga im Norden und Westen sowie KwaZulu-Natal im Süden. Die Länge der Staatsgrenze beträgt insgesamt 535 Kilometer, wovon 105 Kilometer mit Mosambik und 430 Kilometer mit Südafrika geteilt werden. Der Lusutfu, auch Great Usutu River und im weiteren Verlauf Maputo genannt, ist der längste Fluss des Landes. Swasiland ist in die vier Regionen Hhohho (im Norden und Nordwesten), Manzini im Westen und in der Mitte, Shiselweni im Süden und Lubombo im Osten aufgeteilt.
Swasiland gliedert sich von West nach Ost in vier Landschaftszonen. Im Westen des Landes liegt das Highveld (Hochland), das eine mittlere Höhe von 1.300 Metern aufweist und nach Westen in die südafrikanischen Drakensberge übergeht. Die höchste Erhebung innerhalb Swasilands ist der 1.862 Meter hohe Emlembe nahe der Westgrenze. Etwa ein Sechstel des Highvelds ist von Wäldern bedeckt. Die Hauptstadt Mbabane liegt in dieser Region.[6] Das Middleveld (Mittelland) liegt durchschnittlich etwa 700 Meter hoch und besteht aus fruchtbarem Hügelland. Hier liegt auch mit Manzini die größte Stadt Swasilands. Nach Osten hin schließt sich das Lowveld (Tiefland) an, das vor allem aus Buschland besteht und dessen niedrigster Punkt 21 Meter über dem Meeresspiegel am Lusutfu liegt. Das Lowveld wird vor allem zum Zuckerrohr-Anbau genutzt. Entlang der Ostgrenze Swasilands liegt der südliche Teil der Lubombo-Berge (auch Lebombo-Berge), die dort bis 776 Meter hoch sind.
Klima
Die Klimazonen entsprechen den vier Landschaftszonen Swasilands und sind insgesamt subtropisch. Im Highveld fällt mit über 1.000 Millimeter der meiste Regen. Die meisten Niederschläge fallen im Sommer (Oktober bis März). Meistens sind es Schauer, länger anhaltende Regenfälle sind selten. Die Temperaturen sind überwiegend warm bzw. mild. Die Luftfeuchtigkeit ist meist hoch. In Mbabane erreichen die Durchschnittstemperaturen im Sommer 26 °C. Im Winter sinken sie auf rund 13 °C.[7]
Im Lowveld fallen deutlich weniger Niederschläge. Das Klima ist hier am wärmsten. In den Lubombo-Bergen herrscht ebenfalls trockenes, subtropisches Klima mit etwas kühleren Temperaturen als im Lowveld.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung in 1000 Einwohnern [8]
Alterspyramide in 1000 Einwohnern [8]
Die größten Städte sind:
Rang Stadt Einwohner (2005) Region
1 Manzini 110.537 Manzini
2 Mbabane 76.218 Hhohho
3 Big Bend 10.342 Lubombo
4 Malkerns 9.724 Manzini
5 Nhlangano 9.016 Shiselweni
Siehe auch: Liste von Städten und Orten in Swasiland
Über 90 Prozent der Bevölkerung von Swasiland gehören dem Bantuvolk der Swasi an. Ferner leben dort Sotho, Zulu, Tsonga, Weiße und Coloureds.
Sprachen und Religionen
Fast alle Swazi sprechen als Muttersprache siSwati, eine Nguni-Sprache. Wenige Einwohner sprechen als erste Sprache isiZulu bzw. Xitsonga. Englisch ist Bildungs- und zweite Amtssprache in Swasiland.
Die meisten Bewohner Swasilands sind Christen. Rund 35 Prozent der Bevölkerung sind Protestanten, etwa 30 Prozent gehören zionistischen Kirchen an. 4,5 Prozent sind Katholiken. Sie sind im Bistum Manzini zusammengefasst.
Geschichte
→ Hauptartikel: Geschichte Swasilands
Um 1750, im Zuge der Nguni-Wanderung, siedelten zahlreiche Swasi im Gebiet des heutigen Swasiland.
Die Autonomie der Swasi in Südafrika wurde im frühen 19. Jahrhundert von den Briten garantiert. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen die Buren ins Land. 1894 erlangte die Südafrikanische Republik, eine der Burenrepubliken, weitgehend die Kontrolle über Swasiland. Nach dem Zweiten Burenkrieg (1899–1902) übernahm Großbritannien die Verwaltung und erklärte Swasiland 1907 zum Protektorat.
Am 6. September 1968 erlangte Swasiland die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich, woran der Nationalfeiertag des Landes erinnert. Ursprünglich wollte der Vorsitzende der monarchistischen Regierungspartei „Imbokodvo National Movement“ den Staat nach der Unabhängigkeit Ngwana nennen. 1973 schaffte König Sobhuza II. das Parlament vorläufig ab und setzte die Verfassung außer Kraft, sodass er absolute Macht erhielt. 1979 wurde ein neues Parlament gegründet; ein Teil der Abgeordneten wird seither vom König ernannt. 1982 starb Sobhuza II.
1986 wurde Mswati III., damals Prinz Makhosetive, König. Er ist für seinen luxuriösen Lebensstil und seine zahlreichen Ehefrauen bekannt. So stockte er zu seinem 37. Geburtstag seinen ohnehin schon umfangreichen Luxus-Fuhrpark auf: Trotz der bitteren Armut im Land orderte er acht Mercedes-Limousinen mit vergoldeten Nummernschildern, die per Luftfracht aus Deutschland eingeflogen wurden.[9]
Im Jahr 1996 und den Folgejahren kam es immer wieder zu Widerstand gegen die absolute Monarchie, etwa Streiks und Demonstrationen.[10] Heute ist Swasiland die letzte absolute Monarchie Afrikas.
Siehe auch: Liste der Herrscher Swasilands
Politik
→ Hauptartikel: Politisches System Swasilands
Exekutive
Swasiland ist eine absolute Monarchie im Rahmen des Commonwealth, in der der König (Ngwenyana, deutsch „Löwe“) eine dominierende Rolle in der Politik einnimmt. Die Königinmutter ist als Ndlovukazi („Elefantin“) stellvertretendes Staatsoberhaupt. Die Ndlovukazi kann auch ernannt werden. Seit 1986 ist dies Ntombi, die Mutter Mswatis III. Der König ernennt den Premierminister, der einem Kabinett vorsteht. Der Königspalast steht in Lobamba zwischen den beiden größten Städten Swasilands, Manzini und Mbabane. König und Ndlovukazi werden auf zahlreichen Münzen und Briefmarken abgebildet.
Mswati III. beim Umhlanga (Schilftanz) 2006
Parlamentsgebäude in Lobamba
Prinzessin Sikhanyiso Dlamini beim Umhlanga 2006
Siehe auch: Thronfolge (Swasiland)
Legislative
Das Parlament befindet sich ebenfalls in Lobamba und besteht aus zwei Kammern. Der Senat hat maximal 31 Mitglieder, von denen 20 vom König ernannt werden und zehn vom House of Assembly, der zweiten Parlamentskammer. Sie hat bis zu 76 Mitglieder, von denen seit 2013 55 Vertreter ihrer Wahlkreise, Tinkhundla, sind. In den Untereinheiten der Tinkhundla, den Chiefdoms, stellen sich in einer ersten Runde Kandidaten zur Wahl, ohne mit einer Partei assoziiert zu werden. Der Kandidat mit der höchsten Stimmenzahl geht in eine zweite Runde, wo der Kandidat mit der höchsten Stimmenzahl der Tinkhundla deren Wahlkreisabgeordneter wird. Zehn weitere Abgeordnete werden vom König ernannt. Im House of Assembly hat außerdem der Attorney General ein Mandat. Alle fünf Jahre werden Senat und House of Assembly neu gewählt bzw. ernannt. Nach den Wahlen vom August/September 2013 findet die nächste Wahl turnusmäßig 2018 statt.
Ab 1973 waren politische Parteien verboten, seit 2005 ist ihr Status unklar. Es existieren mehrere oppositionelle Gruppen, zum Beispiel die People’s United Democratic Movement (PUDEMO, deutsch etwa „Vereinigte Demokratische Volksbewegung“), die ein Mehrparteiensystem anstrebt, der Ngwane National Liberatory Congress (NNLC, etwa „Nationaler Befreiungskongress von Ngwane“) und die Communist Party of Swaziland („Kommunistische Partei Swasilands“). Seit 2005 gilt eine neue Verfassung, die die absoluten Rechte des Königs bestätigt und weiterhin keine Parteien bei Wahlen zulässt.
Judikative
Der König ist das Oberhaupt von Exekutive, Legislative und Judikative und genießt vor den Gerichten Immunität. Oberstes Gericht ist der Supreme Court; daneben gibt es unter anderem den High Court und den Industrial Court.[11] In den größeren Ortschaften gibt es weitere Gerichte. Das Rechtssystem entspricht wie in umliegenden Staaten dem Roman Dutch Law, kombiniert mit einem traditionell geprägten Rechtssystem auf lokaler Ebene.[12]
Innen- und Wirtschaftspolitik
Während die Mehrheit der Landbevölkerung die Monarchie stützt, gibt es bei der Lehrerschaft und den Gewerkschaften heftigen Widerstand gegen die Politik des Königs. So wird die mangelhafte Gesetzgebung im Arbeitsrecht kritisiert.
Menschenrechte
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sieht die Rechte auf freie Meinungsäußerung, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit in Swasiland auch 2009 als nach wie vor unterdrückt an. Sicherheitsgesetze werden laut dem Jahresbericht von 2010 dazu benutzt, die Rechte der Menschen zu verletzen. Die Polizei wandte exzessive Gewalt gegen friedliche Protestteilnehmer an. Auch gab es Berichte über Folter und den ungerechtfertigten Einsatz von Gewalt mit Todesfolge durch Polizeikräfte. Fast 70 % der Bevölkerung von Swasiland lebten 2009 in Armut, mehr als ein Viertel benötigte Nahrungshilfe. Frauen und Mädchen litten weiterhin überdurchschnittlich stark unter sexueller Gewalt, Armut und der grassierenden HIV-Pandemie. Laut UNICEF ist Swasiland das Land mit der höchsten Aidsrate weltweit. Das Kinderhilfswerk schätzt die Zahl der Aidswaisen auf rund 100.000.[13] Die Rechte der Frau sind in vielen Bereichen stark beschnitten. Beispielsweise lehnen Banken weiterhin Kreditanträge von Frauen ab, wenn diese keinen männlichen Bürgen nennen können.[14][15] Gesellschaftliche Diskriminierung von sowohl ethnischen als auch sexuellen Minderheiten (LGBT) sind nach wie vor weit verbreitet. Homosexualität unter Männern wird explizit kriminalisiert und als Straftat mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft.[16]
Militär
Die 3000 Mitglieder starken Streitkräfte von Swasiland, die Umbutfo Swaziland Defence Force, dienen der inneren Sicherheit und dem Grenzschutz.
Verwaltungsgliederung
Der Staat besitzt vier Verwaltungsbezirke bzw. Regionen (regions). Sie werden vom Regional Adminstrator geführt, der vom König ernannt wurde. Ihm zur Seite steht das Regional Council, das ebenfalls nicht vom Volk gewählt wird. Daneben gibt es innerhalb der Bezirke traditionelle Strukturen, die von chiefs angeführt werden, sowie die Tinkhundla.
Bezirk von Swasiland
Nr. Region Fläche (km²) Einwohner lt. VZ 2007 Hauptstadt
1 Hhohho 3.569 282.734 Mbabane
2 Lubombo 5.945 207.731 Siteki
3 Manzini 4.070 319.530 Manzini
4 Shiselweni 3.779 208.454 Nhlangano
gesamt 17.363 1.018.449 Mbabane
Infrastruktur
Siehe auch: Liste der Fernstraßen in Swasiland
Swasiland hat ein gut ausgebautes Straßennetz. Aufgrund der geographischen Lage, beispielsweise im Hochgebirge, ist ein Teil dieser Straßen nur langsam zu befahren.
Die Eisenbahn Swazi Rail dient ausschließlich dem Güterverkehr (siehe auch: Schienenverkehr in Swasiland).
Der einzige internationale Flughafen des Landes ist der Internationale Flughafen König Mswati III. im Osten des Landes.
Siehe auch: Liste der Fluggesellschaften in Swasiland
Wirtschaft
Straßenhändler in Mbabane
Swasiland gehört zu den ärmsten Staaten der Welt. Ein Großteil der Bevölkerung lebt von weniger als einem Euro pro Tag. Etwa 200.000 Menschen (rund ein Fünftel der Gesamtbevölkerung) waren 2005 auf Lebensmittelhilfe internationaler Organisationen angewiesen. 60 Prozent der Bevölkerung betreiben Subsistenzwirtschaft, das heißt, sie produzieren nur für sich und ihre Familien und nicht für den Verkauf auf dem Markt oder den Export. Zu den wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnissen gehören Zuckerrohr, Baumwolle, Mais, Tabak, Reis, Zitrusfrüchte, Hirse und Erdnüsse. Außerdem werden Rinder, Schafe und Ziegen gezüchtet. Die Bedeutung des Bergbaus ist zurückgegangen, da seit 1978 die hochwertigen Eisenerzvorkommen erschöpft sind. Außerdem ist die Nachfrage nach dem gesundheitsschädlichen Asbest weltweit zurückgegangen. Die einst längste Materialseilbahn der Welt, die Asbest von Bulembu über die Grenze zum Bahnhof von Barberton in Südafrika beförderte, musste daher 2002 stillgelegt werden. Es werden heute nur noch Diamanten, Steinkohle und Kaolin gefördert.
Die Wirtschaft ist sehr stark von Südafrika abhängig. 90 Prozent der Importe stammen aus Südafrika, und etwa die Hälfte aller Exporte gehen nach Südafrika. Swasiland ist Mitglied der Southern African Customs Union (SACU) (Swasiland, Lesotho, Namibia, Republik Südafrika und Botswana), deren Verrechnungseinheiten faktisch auch eine Währungsunion bedingen. Die durchschnittliche Inflationsrate 2009 betrug 7,6 %.[17]
In Swasiland befindet sich das Afrika-Hauptquartier von Coca-Cola. Der Konzern war in den 1980er Jahren wegen Südafrikas Apartheid-Politik von dort ins Nachbarland umgezogen. Nach Schätzungen beträgt der Anteil am Bruttoinlandsprodukt Swasilands rund 40 Prozent. In der „Conco Swaziland“-Fabrik in Matsapha wird das Cola-Konzentrat für fast ganz Afrika hergestellt.[18]
Im Übrigen produziert Swasiland alljährlich zahlreiche Motivbriefmarken, die weitgehend auf den internationalen Sammlermarkt zielen.
Staatshaushalt
Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 1,25 Milliarden US-Dollar; dem standen Einnahmen von umgerechnet 1,1 Milliarden US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 5,0 % des BIP.[17]
Die Staatsverschuldung betrug 2009 561 Millionen US-Dollar oder 31,3 % des BIP.[19]
2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:
Gesundheit:[20] 6,3 %
Bildung:[17] 7,0 % (2005)
Militär:[17] 4,7 %
Bildung
Obwohl keine Schulpflicht besteht und der Schulbesuch kostenpflichtig ist, besucht ein hoher Anteil der Kinder die Primary Schools, die bis zur 7. Klasse führen. Gleichzeitig arbeiten rund 12 Prozent der 5–14-Jährigen (Stand 2001).[21] Der Anteil der Kinder, die eine weiterführende Schule besuchen, beträgt rund 47 Prozent.[13] Analphabeten sind deutlich in der Minderheit.[22]
Swasiland hat seit 1982 eine eigene Universität, die University of Swaziland. Sie hat ihren Hauptsitz in Kwaluseni; einige Fakultäten befinden sich in Luyengo und Mbabane.[23] Ferner gibt es weitere Einrichtungen des tertiären Bildungssektors, sowohl von staatlichen als auch von privatern Trägern.
→ Hauptartikel: Liste der Hochschulen in Swasiland
Der Bildungssektor in Swasiland war bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts von Missionsstationen bestimmt. Zu den führenden Kirchen in diesem Kontext gehörten die Nazarener einschließlich einiger mit ihnen verbundenen Gruppen, sowie die Methodisten und die Anglikaner. Mindestens bis 1945 war Swasiland der Teil der früheren High Commission Territories (BLS-Staaten), der Bildungsangebote über die Primary Standards anbot, damals bis Standard VIII/Lebensalter 16 Jahre. Die 1908 gegründete St. Mark’s School (anglikanisch) in Mbabane bot die komplette Sekundarstufe an. Die Goedgegun school (staatlich) ging nur bis zum Junior Certificate und bot Ausbildungen in einer landwirtschaftlichen Abteilung an. Das waren Bildungsangebote für Schüler aus der europäischstämmigen Bevölkerung.
Die verbreitete Schulausbildung für Angehörige der Swazi ging zum o.g. selben Zeitraum bis Standard IV, meist jedoch nur bis II oder III, in zwei Fällen aber bis zum Junior Certificate. Insgesamt gab es 1945 für diese Bevölkerung etwa 100 Schulen (staatlich oder mit staatlichen Mitteln finanziert). Ferner existierte drei Swazi national schools mit einer Grundschulausbildung. Den Abschluss auf der Ebene eines Junior Certificate gab es nur bei einer dieser drei vom Swazi National Fund finanzierten Einrichtungen. Letztere, die 1932 gegründete Matapa School, verfügte über berufliche Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich industrieller und landwirtschaftlicher Tätigkeitsprofile. Sie diente auch als Ausbildungsstätte für die Söhne der Chiefs und wurde durch eine Regierungskommission direkt beaufsichtigt.[24]
Kultur
Mehrere historisch oder ökologisch wertvolle Objekte wie Gebäude und Naturschutzgebiete sind als Nationaldenkmale besonders geschützt.
Bräuche
Traditionell wird in Swasiland die Polygamie praktiziert, insbesondere von hochrangigen Männern. Neben der modernen Medizin gibt es Sangoma (etwa: „Heiler“), die ihre Ausbildung in traditioneller Art erhalten und zum Teil erlernen, aus geworfenen Knochen Erkenntnisse zu gewinnen.
Umhlanga (2006); das geschnittene Schilf wird zur Ndlovukati getragen
Traditionelle Strohhütte
Eine bedeutende Zeremonie ist iNcwala (etwa: „Zeremonie der ersten Frucht“). Sie darf nur vom König angeleitet werden und findet im Wesentlichen in Lobamba statt. Sie beginnt an einem von einheimischen Astronomen festgelegten Tag im Dezember und dauert acht Wochen. Die Zeremonien haben den Zweck, den Segen der Ahnen zu erhalten, die Rolle des Königshauses zu stärken und die beginnende Erntezeit anzuzeigen. Das Fest beginnt bei Neumond mit dem Sammeln von Meeresschaum am Ufer des Indischen Ozeans in Mosambik. Der König erhält mit diesem Schaum zubereitete Nahrung und spuckt sie nach Osten und Westen aus. Damit beginnt die „Kleine iNcwala“. Wenn dann Vollmond folgt, beginnt die „Große iNcwala“. Männer sammeln nach einer langen Wanderung in der Nacht Zweige des Lusekwane-Busches und bringen sie zum Ort des Königs, der sich derweil zur Einkehr zurückgezogen hat. Der iNczuala-Tanz wird von Kriegern aufgeführt, bis sich der König wieder der Öffentlichkeit zeigt. Er isst den ersten geernteten Kürbis – erst dann dürfen die anderen Anwesenden Kürbis essen.[25]
Das Fest Umhlanga („Schilftanz“) wird Ende August oder Anfang September von rund 20.000 ledigen, kinderlosen jungen Frauen am Wohnort der Ndlovukati gefeiert. Sie schneiden Schilf und bringen es der Ndlovukati und dem König, der sich dabei gelegentlich eine Frau aussucht. Das Fest dauert jeweils acht Tage.[26][27]
Medien
Bei der Rangliste der Pressefreiheit 2017, welche von Reporter ohne Grenzen herausgegeben wird, belegte Swasiland Platz 152 von 180 Ländern.[28] Die Situation der Pressefreiheit im Land wird von Reporter ohne Grenzen als „schwierig“ eingestuft.
Times of Swaziland und Swazi Observer sind die beiden Tageszeitungen, die in englischer Sprache erscheinen. Das unabhängige Magazin The Nation erscheint monatlich, seit 2011 auch in einer Onlineausgabe.[29] Der Chefredakteur wurde wegen kritischer Berichte zweimal inhaftiert.[30] Der staatliche Swaziland Broadcasting and Information Service strahlt die zwei Programme SBIS 1 (auf siSwati) und SBIS 2 (auf Englisch) aus. Die zweite Rundfunkanstalt ist die christlich orientierte Voice of the Church (VOC). Die staatliche Swaziland Television Authority (STVA) strahlt ein Fernsehprogramm mit Sendungen in Englisch und siSwati aus. Häufig werden Programme aus Südafrika empfangen.
2016 nutzten 27,8 % das Internet.[31]
Gesundheit
Die Rate der HIV-Infizierten von Swasiland ist die höchste der Welt. Im Jahr 2004 waren 39 % der Bevölkerung mit dem Erreger der Immunschwächekrankheit infiziert, 2005 waren es bereits 42 %, um Alte und Kinder bereinigt rund 63 %. Zwischen 2008 und 2013 konnte die Infektionsrate leicht gesenkt werden.[32] Die Lebenserwartung, zeitweise die niedrigste der Welt, betrug 2015 rund 51 Jahre.[33]
Trotz der Fortschritte, die das Land gemacht hat, ist die Gesundheitsversorgung noch immer rudimentär. 74 % der Geburten werden medizinisch betreut. Die Säuglingssterblichkeit beträgt 85 pro 1.000 Geburten,[34] die Müttersterblichkeit bei 390 pro 100.000 Geburten.[35] 48 % der verheirateten Frauen haben Zugang zu Verhütungsmitteln.[36]
Siehe auch: HIV/AIDS in Afrika
Weblinks
Wiktionary: Swasiland – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Swasiland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: Swasiland – geographische und historische Karten
Wikivoyage: Swasiland – Reiseführer
Regierung von Swaziland (englisch)
Länder- und Reiseinformation des Auswärtigen Amtes (D)
Generalkonsulat von Swasiland (Informationen und Bilder)
Märchenland ist abgebrannt, Spiegel Online, 12. April 2012
Einzelnachweise
CIA World Factbook, abgerufen am 17. November 2016
CIA Factbook Swaziland, abgerufen am 31. Juli 2017
[1] (PDF) Internationaler Währungsfonds
[2] United Nations Development Programme (UNDP),
Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP): Bericht über die menschliche Entwicklung 2015. Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin (undp.org [PDF; 9,3 MB; abgerufen am 1. November 2016]). Seite 248.
Urlaub Swasiland
http://www.studentsoftheworld.info/pageinfo_pays.php3?Pays=SWA&Opt=climate
World Population Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 6. Oktober 2017.
n-tv Nachrichtenfernsehen: König Mswati III. auf Einkaufstour: Luxus-Fuhrpark zum Geburtstag. Abgerufen am 31. August 2016.
Zeittafel bei issa-bonn.org, abgerufen am 18. Mai 2012
Informationen bei swazilii.org (englisch), abgerufen am 17. Mai 2012
New York University School of Law, Buhle Dube, Alfred Magagula: The Law and Legal Research in Swaziland. Hauser Global Law School Program auf www.nyulawglobal.org (englisch), abgerufen am 17. Mai 2012 (Informationen zum Rechtssystem in Swasiland)
UNICEF-Statistiken zu Swasiland (englisch), abgerufen am 25. November 2015
2009 Human Rights Report: Swaziland BUREAU OF DEMOCRACY, HUMAN RIGHTS, AND LABOR (in englischer Sprache)
AMNESTY REPORT 2010 SWASILAND
Strafrechtliche Bestimmungen über Homosexualität und ihre Anwendung weltweit (PDF; 1,7 MB) Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage u. a. der Abgeordneten Volker Beck, Claudia Roth und Jürgen Trittin und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, BT-Drucksache Nr.: 16/3044 vom 19. Oktober 2006
The World Factbook
US-Konzern will sich „nicht einmischen“, ORF.at am 5. Januar 2012
African Development Bank: Kingdom of Swaziland – Country strategy paper 2005–2009. online bei Southern African Regional Poverty Network, auf www.sarpn.org.za (englisch)
Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten. Fischer, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
Daten bei dol.gov (Memento vom 8. Dezember 2013 im Internet Archive) (englisch)
Daten bei hdr.undp.org (englisch, PDF)
University of Swaziland (englisch), abgerufen am 15. Februar 2010
Hugh Ashton: The High Commission Territories. In: Ellen Hellmann, Leah Abrahams (Hrsg.): Handbook on Race Relations in South Africa. Cape Town, London, New York, Oxford University Press, 1949. S. 731, 736
Beschreibung bei african.net (englisch), abgerufen am 18. Mai 2012
Beschreibung bei capetowntocairo.com (englisch), abgerufen am 18. Mai 2012
Touristische Informationen für Swasiland (englisch), abgerufen am 25. November 2015
Rangliste der Pressefreiheit. Reporter ohne Grenzen, abgerufen am 13. August 2017.
Bericht zur ersten Online-Ausgabe (englisch), abgerufen am 22. Juli 2016
Media freedom in SA not shared in region. bdlive.co.za vom 22. Juli 2016 (englisch), abgerufen am 22. Juli 2016
Internet Users by Country (2016) - Internet Live Stats. Abgerufen am 20. Juli 2017 (englisch).
Swaziland shows signs of turning corner on world’s highest HIV rates. reuters.com vom 23. September 2013 (englisch), abgerufen am 30. November 2013
CIA Handbook, Schätzung 2015, abgerufen am 21. Oktober 2015
zum Vergleich: in Deutschland liegt sie bei 3,9
zum Vergleich: in Deutschland liegt sie bei 4
Länderdatenbank der „Deutschen Stiftung Weltbevölkerung“
Lage Afrikas
Politische Gliederung Afrikas
Ägypten1 | Algerien | Angola | Äquatorialguinea | Äthiopien | Benin | Botswana | Burkina Faso | Burundi | Dschibuti | Elfenbeinküste | Eritrea | Gabun | Gambia | Ghana | Guinea | Guinea-Bissau | Kamerun | Kap Verde | Kenia | Komoren | Kongo (Dem. Rep.) | Kongo (Rep.) | Lesotho | Liberia | Libyen | Madagaskar | Malawi | Mali | Marokko | Mauretanien | Mauritius | Mosambik | Namibia | Niger | Nigeria | Ruanda | Sambia | São Tomé und Príncipe | Senegal | Seychellen | Sierra Leone | Simbabwe | Somalia | Südafrika | Sudan | Südsudan | Swasiland | Tansania | Togo | Tschad | Tunesien | Uganda | Zentralafrikanische Republik
Andere Gebiete:
Îles Éparses | Kanarische Inseln | Madeira | Mayotte | Plazas de soberanía (mit Ceuta und Melilla) | Réunion | St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha
Umstrittene Gebiete:
Somaliland | Westsahara
1 Liegt zum Teil auch in Asien.
Logo of the African Union.svg
Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union
Ägypten | Algerien | Angola | Äquatorialguinea | Äthiopien | Benin | Botswana | Burkina Faso | Burundi | Dschibuti | Elfenbeinküste | Eritrea | Gabun | Gambia | Ghana | Guinea | Guinea-Bissau | Kamerun | Kap Verde | Kenia | Komoren | Kongo, Demokratische Republik | Kongo, Republik | Lesotho | Liberia | Libyen | Madagaskar | Malawi | Mali | Marokko | Mauretanien | Mauritius | Mosambik | Namibia | Niger | Nigeria | Ruanda | Sambia | São Tomé und Príncipe | Senegal | Seychellen | Sierra Leone | Simbabwe | Somalia | Südafrika | Sudan | Südsudan | Swasiland | Tansania | Togo | Tschad | Tunesien | Uganda | Zentralafrikanische Republik
International nicht anerkannte Mitglieder: Demokratische Arabische Republik Sahara
Flagge des Commonwealth
Mitgliedstaaten des Commonwealth of Nations
Antigua und Barbuda | Australien | Bahamas | Bangladesch | Barbados | Belize | Botswana | Brunei | Dominica | Fidschi | Ghana | Grenada | Guyana | Indien | Jamaika | Kamerun | Kanada | Kenia | Kiribati | Lesotho | Malawi | Malaysia | Malta | Mauritius | Mosambik | Namibia | Nauru | Neuseeland | Nigeria | Pakistan | Papua-Neuguinea | Ruanda | Salomonen | Sambia | Samoa | Seychellen | Sierra Leone | Singapur | Sri Lanka | St. Kitts und Nevis | St. Lucia | St. Vincent und die Grenadinen | Südafrika | Swasiland | Tansania | Tonga | Trinidad und Tobago | Tuvalu | Uganda | Vanuatu | Vereinigtes Königreich | Zypern
Koordinaten: 26° S, 31° O
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