Dass man, materiell betrachtet, der erkaltete Staub einer Supernova ist, etwas durchmischt und chemisch aufbereitet, ist eine Theorie, für die mehr erdrückende Belege sprechen als für jedes andere Modell von der Herkunft des Menschen. Sie gehört in die lange Reihe der Erkenntnisse, welche den Menschen von seinem stolzgeborenen Thron als Mittelpunkt und Schöpfungskrone gestoßen haben. Es könnte einen zu einem Pantheisten machen, dass es mit allen anderen Lebewesen und Menschen in dieser Hinsicht nicht anders bestellt ist und alles ja aus dem gleichen in den Sternen zusammengekochten Brei geschaffen ist. Rätseln kann man freilich auch endlos über die Frage, warum überhaupt manche Sterne zu einer Supernova werden und die schweren Elemente, die Muttermilch des Komplexen, ausstoßen und nicht vielmehr für immer in ihrem homogenen Plasmainneren in sich behalten, warum die Naturgesetze und die Naturkonstanten so sind wie sie sind und solche Prozesse zulassen, die letztlich zu Leben führen. Der Inthronisierungsstratege wird sagen, dies belege eben doch, dass die ganze Natur daraufhin ausgerichtet ist, am Ende den Menschen als Höhepunkt einer Entwicklung hervorzubringen, während der Feind desselben, der Skeptiker, der ja nur Skeptiker ist, vielleicht sogar ein ganz leidenschaftlicher, weil es den Frommen und Unerschütterlichen gibt, das Argument ihm vor die Füsse wirft, wir seien vielleicht nur in einer von möglicherweise unendlich vielen Parallelwelten, von denen eben nur die unsere, entweder prinzipiell oder mangels besserer Sinne und Instrumente, für uns wahrnehmbar ist, und über alle diese Welten hinweg betrachtet seien eben die möglichen Naturkonstanten und -gesetze völlig homogen verteilt, was ja immer heißt, eben völlig sinnlos und zufällig und im Grossen ganz ohne einen Funken Teleologie, und nur deshalb erscheine unsere Welt als eine so besondere und für uns auserwählte, weil wir eben in ihr sind und nicht die übrigen zu sehen vermögen, also sozusagen handele es sich nur um Verblendung und Gleichgültigkeit gegenüber einer gänzlich mangelhaften statistischen Signifikanz. Die Bedeutung des Staubes einer Supernova oder seine Zufälligkeit, die der Skeptiker jedenfalls auch als ein Zeichen sieht, wenn auch vielleicht nur als das Zeichen für die Bedeutungslosigkeit, macht einen angesichts der nicht so recht zu fassenden Distanz oder Nähe zwischen dem Sterneninnern und dem Menscheninneren nur noch ratloser als man ohnehin schon ist oder ganz dumpf wie Herrn Geiser vor seiner Zettelwand mit den schönen und schaurigen Kabinettstückchen der Evolution. Blickt man auf die unüberschaubare und bedrückende Riesenhaftigkeit jener Brücke zwischen sich und einer Supernova, die sich über eine große schwindelerregende Leere mit nur wenigen spindeldürren und wackeligen Pfeilern schwingt, sieht man zugleich seine unzweifelhafte und vernichtende Endlichkeit, die einen nie auch nur einen winzigen Bruchteil des Weges über sie wird gehen lassen. Stattdessen verliert man erst recht jegliche Orientierung und staunt man darüber, wie die Berührung durch eines Menschen Fingerspitzen oder der Blick zum Horizont alles so aus den Fugen bringen kann, dass man nicht einmal mehr die Löcher sieht, in die man eigentlich pausenlos stürzen müsste.
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