Auf der Synapse
Eine Blastergeschichte in 11 Assoziationen
wochen um wochen vergingen. die »Synapse« schrieb ihr Kielwasser auf das web, als hätte sie ein konkretes ziel hinter dem horizont. in bleierne routine versunken, langweilte sich die mannschaft zusehends, und nicht einmal die wunderbaren menüs die Alvar zubereitete, die eigenartigen verknüpfungen die Dragan in die takelage flocht, noch die postkartenbeschämenden sonnenuntergänge konnte unsere müde, ja trübe, stimmung länger als ein paar minuten heben. da geschah es, als kaum einer mehr daran geglaubt hatte: der planmäßige sturm zog am horizont auf. keiner von uns hatte wirklich furcht, nein! war es doch ein programmpunkt der auf jeder längeren seereise ein oder mehrmals abgehakt werden mußte. allerdings ließ sich eine unterschwellige nervosität nicht verheimlichen.
in erstaunlich kurzer zeit hatten die wolken den gesamten himmel bedeckt, und obschon es erst später vormittag war, war es düster wie an einem späten winternachmittag.
das uns meistens als grünblau erscheinende webmeer hatte die farbe von blei angenommen, und lag trügerisch glatt da. die niedrighängenden wolken schienen von allen seiten auf die »Synapse« zuzustürzen, aber unheimlicherweise bewegte kein lüftchen unsere segel. ungeduldig warteten wir auf den wind und die wellen , doch alles schien nur, wie eine grosse projektion am himmel, vor uns abzulaufen.
Antikörper, digitalmatrose auf freiwache, schrie plötzlich laut auf:
» blastard, blastard, seht da blastet er!«
als wäre das das losungswort gewesen, sprang der sturm uns an. urplötzlich, wie von der buchstäblichen riesenfaust geschüttelt, erbebte die stolze »Synapse« unter den brutalen schlägen haushoher wellen, während der wind versuchte alles mitzureissen was sich ihm in den weg stellte. Antikörper wurde gegen die reling geschleudert und fast über bord gerissen, nur das beherzte eingreifen von Graf Elvin und ein klein Mädchen verhinderte schlimmeres. nach dem ersten schrecken zeigte sich aber, das die »Synapse« ein wirklich solides schiff war, das selbst schwersten stürmen trotzen konnte. zweieinhalb tage tobte der sturm, und ich mußte mit beschämung feststellen das ich nicht annähernd so seefest war wie ich es immer gedacht und behauptet hatte.
nachdem sich die Wolken verzogen hatten und der wind wieder gleichmäßig bließ, war es als wären alle an bord aufgewacht. langeweile und trübsal waren weggeblasen, und mit neuem elan warteten wir auf unser erstes wirkliches zusammentreffen mit einem blastard.
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