Ein ungeheuer wirksames Strategem sind die »kleinen Aufmerksamkeiten«: kleine Geschenke und Gefälligkeiten, die sämtlich nur - in Relation gesehen - geringfügige Beträge kosten, nur geringe Mühe. Häufig reichen freundliche, nette Worte völlig aus. Wesentlich ist, daß diese kleinen Aufmerksamkeiten nicht singulär und isoliert erfolgen, sondern mit gewisser Regelmässigkeit und Beständigkeit, so daß ihr Empfänger sich permanent in der Situation befindet, sich schuldig zu fühlen. Einer Bitte seines derart großzügigen und netten Gegenüber vermag er dann kaum noch auszuweichen. Diese kleinen Aufmerksamkeiten müssen jedoch »klein« bleiben, um nicht durch ihre Größe oder allzu häufige Wiederholung den Eindruck zu erwecken, daß man jemanden »kaufen« wolle. Hier ist viel Taktgefühl gefragt. Eine feste Regel kann es kaum geben - allenfalls Anhaltspunkte. So sollten Geschenke stets eine persönliche Note tragen, keinesfalls »Geschenkartikel« sein. Einladungen zum Essen oder ähnlichem dürfen nie zu teuer werden. Ein Kaffee auf der Terrasse, ein Bier an der Theke, eine Currywurst usw. kommen dem Ziel viel näher, als ein 7-Gänge Menue oder eine Flasche Schampus. Die Aufmerksamkeiten müssen zudem, damit sie registriert werden, eine Kontrastwirkung haben. Sie sollten im grauen Alltag erfolgen, um sich eben aus diesem herauszuheben. Gerade dann, wenn der Empfänger eher erwartet, daß man ihm weniger gut gesonnen sei, zB wenn er eine unangenehme Mitteilung zu machen hat, wirkt eine solche kleine Aufmerksamkeit ganz besonders intensiv.
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