Ich sitze etwas zusammengepfercht direkt an der vollgetagten Fensterscheibe, ein rosaner Kaugummi klebt breitgeschmiert am überflüssig gewordenen Aschenbecher. Neben mir ein alter Mann in grauem Anzug, seine Haare sind tranig weiß, durchdrungen von gelbem Schimmer. Er stinkt nach Urin und Ohrenschmalz. Mir gegenüber ein junger Vater mit Kinderwagen, worin ein rotbackiges Kind schlummernd seine Plüschgiraffe mit der kleinen Faust fest umklammert. Der Vater plaudert mit einer Bekannten, die er wohl zufällig hier getroffen hat, angeregt über Erziehungsfragen. Die Frau, in Bürooutfit mit Laptoptasche auf dem Schoß, sitzt mit gerade aneinandergestellten Beinen an der anderen Fensterseite. Mit müdem Blick horcht sie dem eifrigen Vater und immer wieder senkt sie liebevoll den Blick in den Kinderwagen. Der Redefluß dieses Mannes ist reißend, er erzählt von Lukas´ Aufenthalt bei den Großeltern. Wie er mit dem Traktor, den er zu Weihnachten bekommen hat, die mit kleinen, weißen Kieseln belegte Einfahrt von Opa gepflügt hat und wie dann zwei Tage später zu Hause einer dieser Kiesel in der Windel wieder auftauchte... Das Handy der Frau klingelt. Mit flinken Handgriffen nimmt sie das Gespräch mittels dem schon am Ohr befindlichen Headset auf. In seinem Redefluss unterbrochen, wendet sich der Mann herum und beginnt in einer Stofftasche zu kramen. Lukas ist wach geworden und bekommt einen Zwiback. Herr Zipfelgold neben mir ist eingeschlafen und verströmt einen gärigen Atem, so dass ich froh bin bei nächsten Station auszusteigen. Ich rangiere an der grauen Hose und dem Kinderwagen vorbei und hole tief Luft, als ich aussteige.
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