Höflich schrieb am 25.2. 2007 um 12:49:10 Uhr über
Straßburg
Wohl eine der ersten Städte, die durch umfangreiches, mehrmonatiges (deutsches) Bombardement zu einem nicht unbeträchtlichen Teil in Schutt und Asche gelegt wurden, und zwar im Krieg von 1877. Man kann das Ereignis durchaus auch als ein Symbol begreifen, welches Kommendes schon einmal in nuce aufscheinen ließ.
Freeman und Sekko schrieben am 05. April 2009 !
über Strassburg:
Wir fuhren am Freitag um ca. 22 Uhr von Berlin (Südkreuz) los mit insgesamt 4 Bussen die u.a. von den Linken organisiert wurden. Eine sehr durchmischte Truppe von alten und jungen, von Frauen und Männern, Studenten, Schüler und sogar eine Politikerin mit an Bord. An der Grenze kurz vor Frankreich, also an der Staustufe (wir sind nicht über die Europa Brücke), hat uns die Polizei aus dem Verkehr gezogen (Samstag 7:30 Uhr) und bei allen Insassen der 4 Busse Passkontrollen durchgeführt. Auf einer verlassenen Raststätte mit nur einer Tankstelle. Ohne irgendeinen Grund.
Knapp 4 Stunden haben sie uns festgehalten, mit fadenscheinigen Ausreden. Jedenfalls durften wir dann irgendwann weiter; ca. 11:30. Bis nach Straßbourg rein konnten wir nicht mit den Bussen, wegen Absperrungen der Police in Frankreich. Also ca. 5-6 km vor Ziel ausgestiegen und erstmals versucht zu orientieren. An die erste Kreuzung gekommen und einfach mal in die erste Straße reingelaufen Richtung City. Und da flogen schon die ersten Tränengas Granaten auf uns. SCHOCK. jetzt schon ?!
Wie gesagt wir waren ein durchmischte Truppe von ca. 250 Mann. Deswegen war ich auch über die Aggression der franz. Polizei verwundert. Trotz zahlreicher Straßensperren der Polizei haben wir den Weg Richtung City doch gefunden. Aber einen riesen Umweg, ganz am Rande der Karte die sie im Bus ausgeteilt hatten =) Mehr hatte ich ja nicht woran ich mich halten konnte.
Angekommen lief die Demo ja schon in vollem Gange. Da mischten wir uns unter die Leute. Und es ging weiter Richtung Zentrum. Die Route kam mir etwas eigenartig vor. Es war quasi nur Industriegebiet. Also keine Anwohner oder Ähnliches. Egal weiter mit Parolen und Musik auf dieser ziemlich engen Straße auf der es nur nach vorn und hinten ging. Da kamen wir an eine kleine Bahnbrücke. Gleich dahinter ein lichterloh brennendes Hotel. Aber leerstehend seit Tagen. Darum durften wir dort nicht mehr weiter. Die Feuerwehr brauchte Platz zum Löschen. Komisch nur, dass ich bei bestem Willen niemanden beim Löschversuch sehen konnte. Man merkte sie wollten uns hinhalten. Aber wofür?
Nach ca. halbe Stunde Wartezeit und Nixtun, kletterten die ersten hoch auf die Gleise, auch ich, um mir ein besseres Bild von der Situation zu machen. Und da ging mir ein Licht auf. Überall Kiesschotter und diese kleine Brücke mit nur engem Durchgang. Ich filmte alles noch ganz ruhig und plötzlich gehts los. Ohne Ankündigung kommen ein Dutzend Tränengas-Granaten und hageln auf uns ein. Und sofort fliegen die ersten Steine (von den Schienen) zurück. Das Gefecht beginnt(ich bezeuge hiermit, dass die Polizei zuerst geschossen hat, aber danach fragt ja später eh niemand mehr). Wir rennen runter von der Brücke und warten ab. 2 Minuten später kommt die Polizei angestürmt. Aber immer ihren Granatwerfern aus Ferne. (ich habe keine Knüppeln gesehen). Einfach Tränengasbomben, und zwar Dutzende, in die Menge von Menschen, die eigentlich gewartet haben, dass die Feuerwehr das Feuer löscht.
Nun versuchte man die Straße zurück zu rennen. Und da sah ich wofür sie uns hingehalten haben. Der Rückweg war abgeschnitten. Eine riesen Polizeisperre mit Panzern und ROBO-Cops. Während ich das noch ungläubig beobachte aus der Ferne (dachte ich jedenfalls) hageln wieder Tränengasbomben auf uns ein. Ich dachte ich wär weit genug weg, hatte aber die Granatwerfer auf den Panzern nicht bedacht. Die kommen 3mal soweit wie die handlichen Dinger, also ca. 150-200m! Nun waren wir größtenteils friedlichen Demonstranten eingekesselt. Links und rechts kein Ausweg. Vorne und hinten andauernder Tränengasbeschuss. Und diese andere Munition, die kurz vor dem Aufprall explodiert. Sehr verletzend und extrem Laut. Ich hatte für ne halbe Stunde einen Tinnitus im Ohr, nachdem einer in meiner Nähe explodiert war.
Manche haben von den LKWs aus dann Augentropfen und Zitronen ausgeteilt. (Zitronen schmiert man auf ein Tuch o.ä. und hält es sich vor Mund uns Nase. Dir Ohren haben wir uns mit Taschentüchern ausgestopft. Nun gabs keinen Ausweg. Wir haben ein Weile ausgeharrt, doch es wurde zuviel. Sie haben nicht aufgehört zu schießen. Also rannten wir eine Tür quer ein und flüchteten über ein Privatgrundstück, wo uns der Besitzer nicht durchlassen wollte, doch er sah schnell ein, dass er besser ausm Weg ging. Nun sind dann ein paar von uns halt irgendwie aus dem »Kriegsgebiet« rausgekommen. Die Große Masse wurde aufgelöst.
Trotzdem kam man aus dem Gebiet an sich nicht mehr raus. Alle Ausgänge aus der Stadt waren abgesperrt. ZiVis fuhren die ganze Zeit in Kombis rum und stiegen manchmal aus um zu prügeln. »unglaublich« =) Schließlich gingen wir zur Europabrücke doch da ließ man uns nicht passieren. Man verweigerte uns den Eintritt ins eigene Land. Die Polizei stand da wie eine Armee. Einer sagte mir, es herrsche Ausnahmezustand und darum dürften sie uns den Zugang verbieten. Naja...Ein Rechtsstaat hat halt immer Recht!
Den Herrn Ströbele trafen wir dort an. Nach ca. 2 Stunden reden und tun hat er bewirkt, dass wir rüber dürfen. Als ich da rüber lief kam ich mir vor wie in diesem Hollywood-Film Ausnahmezustand, ringsum Polizei, aber was für eine. Jeder einzelne war extrem gepanzert und bis an die Zähne mit verschiedenen Waffen ausgerüstet. Ehrlich gesagt hab ich mich hier nicht mehr getraut zu filmen. Drüben warteten wir noch lange auf die Busse und wurden beim Einsteigen nochmal gefilzt und unsere Pässe wurden kontrolliert.
Mein Fazit: Die Ganze Situation war eine Schande für einen Rechtsstaat. Für Freiheit. Für Menschenrechte. Für Meinungsfreiheit. Für Demokratie und den ganzen anderen angeblichen Scheiß der uns angeblich zusteht. Und vor allem für das so schöne demokratische und freie Europa. Eine Schande!
Meine Empfehlung an alle die auf Demos gehen. Nehmt euch ne Taucherbrille mit. So ne kleine handliche reicht vollkommen. Und feuchte Atemmasken. Diese Standard-dinger die von Ärzten und so benutzt werden. Dann seid ihr sicher gerüstet gegen Tränengas.
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