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Bianka schrieb am 25.1. 2002 um 01:37:41 Uhr über

Stillen

Ich bin frustriert!

Ja, Ihr Lieben, Ihr habt richtig gelesen: ich bin frustriert! Nicht, weil mein Baby nicht das macht, was ich mir von ihm wünschen würde. Auch nicht, weil mein Leben nicht so läuft, wie ich es mir früher mal vorgestellt habe oder weil ich mich in meinem Leben irgendwie eingeengt fühle. Nein, ich bin frustriert, weil der Erziehungsstil, den ich/wir (schliesslich hat mein Mann ja auch einen gewissen Anteil daran!) anwenden so oft als falsch, schädlich, zeitaufwändig angesehen wird. Und das einfach nur, weil er nicht der »Norm« entspricht!

Ich persönlich finde meinen Erziehungsstil nicht falscher, schädlicher oder zeitaufwändiger als jeden anderen. Nein, das stimmt so nicht ganz. Er IST zeitaufwändiger. Nicht aus sich selbst heraus, nein, das auf keinen Fall. Meine Umwelt macht ihn zeitaufwändig, da sie mich immer wieder zu Erklärungen und Erläuterungen, wenn nicht sogar Rechtfertigungen drängt.

Ihr wollt Beispiele? Here we go:

Niemand fragt eine Mutter, warum ihr 6 Monate altes Baby noch die Flasche kriegt. Dagegen wird schon nach wenigen Wochen jede stillende Mutter skeptisch, zweifelnd, fragend angeschaut, nur weil ihr Baby genau die Nahrung bekommt, die Mutter Natur für es vorgesehen hat. Ich rechtfertige mich nicht mehr dafür (über diese Stufe bin ich hinaus!), ich versuche zu erklären und aufzuklären. Und das kostet mich Zeit!

Auch eine Mutter mit Kind im Kinderwagen wird nicht nach ihren Gründen gefragt oder darauf hingewiesen, dass das nicht gesund sein kann. Gehe ich dagegen mit meiner Tochter im Tragetuch spazieren oder einkaufen, so ernte ich (unter anderem) skeptische, zweifelnde, fragende Blicke. Ich fühle mich dann natürlich bemüßigt, zu erklären und aufzuklären, was wiederum Zeit kostet!

»Schläft sie schon durchist immer wieder eine der ersten Fragen, die an mich gestellt werden. »Nein«, sage ich daraufhin, »sie schläft in meinem Bett und trinkt nachts, wann immer sie Hunger oder Durst hat oder Zuwendung braucht, an der BrustOb eine Mutter, deren Kind im eigenen Zimmer und/oder im eigenen Bett schläft, auch nur halb so schräg angeschaut würde? Die Reaktion meines Schwiegervaters sagt alles: »Na, das ist aber nicht gutEin kurzes: »Warumnahm ihm schon die Argumentation, im allgemeinen will ich jedoch anregen zum »Mit-Schlafen« und die Unterhaltung wird länger. Auch hier wieder: Zeit!

Die auf-/anregendsten Diskussionen hatte ich bisher zum Thema »windellose Erziehung«. Alles andere, Stillen, Tragen und Familienbett, ist ja wenigstens als (verpönte) Möglichkeiten bekannt, aber ein Baby im zarten Alter von 6 Wochen oder noch früher schon auf die Toilette zu »setzen«, nein, also sowas kann doch nun wirklich nicht gut sein. Meine Argumentation ist inzwischen recht überzeugend, nun ja, zumindest in den meisten Fällen (Eine Verkäuferin in einem Babyladen war nicht annähernd bereit, mir auch nur zuzuhören! Naja, es gibt andere Läden, die dasselbe Sortiment haben! *grins*) und das beste Beispiel ist meine Tochter. Doch und gerade bei diesem Thema ist der Zeitaufwand zum Diskutieren nicht unwesentlich!

Alles in allem finde ich meinen Erziehungsstil nicht aufwändig. »Normgerechtes« Erziehen wäre sicherlich nach aussen hin einfacher, aber keineswegs normaler. Ein natürliches Eingehen auf die Bedürfnisse eines Menschen, der zu 100% von mir abhängig ist, ist für mich das einfachste und selbstverständlichste auf der Welt. Umso mehr wundert es mich, dass diese Art zu leben, zu denken und zu handeln einen eigenen Begriff braucht. Nein, eigentlich gibt es ja sogar zwei Begriffe für diese Auffassung von Erziehung, die einander ergänzen und gar nicht so unähnlich sind in ihrer Grundaussage:

Attachment Parenting auf der einen Seite: ein Begriff, den Dr. Sears geprägt hat und das

Kontinuum-Konzept auf der anderen Seite, die Lebensauffassung Jean Liedloffs.


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