Ich habe mir das Derby in Hamburg im Jahre des Herrn 2002 angesehen.
Die kampflose Niederlage von 0:4 gegen den HSV in der ArenaOhneLeidenschaft war noch zu verkraften. Auch dass mein Kompagnon und ich nach dem Spiel mehr oder weniger aus Versehen den falschen Weg gegangen sind und plötzlich im Tunnel vorm S-Bahnhof St. Ellingen zwischen mehreren Hundert HSV-Fans standen und St. Pauli-Schmäh-Gesänge hinnehmen mussten, war noch im Rahmen des Erträglichen. Dass ich eine volle Bierdose an den Kopf geschmissen bekam, weil die Faschos fanden, das ich einen falschen Kapuzenpullover trug, nun es war der Situation wohl angemessen. Dann in einen S-Bahn-Waggon zu steigen, in dem wir beide zwischen all den HSVern mit und ohne geistiger und physischer Glatze, die einzigen »Zecken« waren, geschenkt.
Als wir - mit umsteigen in Diebsteich, auch hier inklusive Hools - dann endlich am Bahnhof »Sternschanze« ausstiegen und ich zu meinem Kollegen sagte: »Hach, endlich zu Hause!«, womit gemeint war, dass wir hier geistig zu Hause seien, weil hier im Viddel Döner-Buden, Dread-Locks, St. Pauli und Zick-Zack-Zeckenpack beheimatet sind, als da in diesem Moment auf dem realtiv leeren Bahnsteig ein Mopp von vier HSV-Hooligans aus der Bahn stieg, da war ich bedient, enttäuscht, desillusioniert und einem vierfachen Mord nahe.
Ich bin dann zurück nach Kiel gefahren, lag noch die ganze Nacht wach und habe mein Weltbild aktualisiert.
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