ERSTMAL SCHLAFEN
Sie schaut nochmal zum Fenster raus,
sieht nach draußen in die tiefe Nacht.
Alle Lichter sind schon aus,
bis auf des Vollmonds helle Pracht.
Und wieder ist ein Tag vorbei,
sie wollte noch so vieles machen,
doch nun eilt der Schlaf herbei,
es ist schon lang nicht mehr zum Lachen...
Oh, warum kommt nur die Erkenntnis
immer erst so nachts um drei?
Und warum ist, welch Ärgernis,
ein Tag auch gleich so schnell vorbei?
Alte Freunde mal besuchen,
Segeln lernen, Bücher schreiben,
den lang ersehnten Urlaub buchen:
all die Pläne mussten solche bleiben.
Auch heute sagte sie sich bald:
»das alles eilt doch noch nicht sehr«.
Doch die Zeit rast ohne Halt -
und sie schleift uns hinterher...
Sie könnt' so vieles, wenn sie wollte -
ach, verdammt nochmal, sie will!
Von nun an schreibt sie, was sie machen sollte,
auf ein Blatt, denkt sie sich still.
Der erste Aufschrieb, der ist schnell erstellt:
Ein Satz prangt hinter einem Paragrafen,
rot, damit man ihn auch gut erkennt:
»HEUTE: erstmal schlafen!«
(2004 Andrea Sauter)
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