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Ich wuenschte eine hochgradig nette Freitodbegleiterin, am besten eine, die so denkt wie ich, aber sie darf auf keinen Fall so aussehen wie ich. Ich wuerde mich schlecht von meiner Kopie verabschieden können, mir spränge das Leben so unheimlich dominant zurueck ins Auge und das soll es doch nicht. Folgende Dialoge zwischen mir und meiner Freitodbegleiterin wären fuer mich denkbar:
Tag 1- Wir treffen uns an einem sonnigen Tag im Spätsommer, fahren zur Mitte des Sees. Auf dem kleinen Boot steht »SONJA« in grünen Lettern, es heisst so, das Boot, angemietet vom Verein der barmherzigen Schubstöchter, dem Verein, dem auch meine Begleiterin sehr wahrscheinlich angehörte.
Sie ergreift die Initiative und fragt den ersten Satz, nicht ich. Sie sagt etwas einfaches, kurzes zu mir:
»Und Pferdschaf ?, was machen wir heute ?«
Es antwortet: »Hm, heute gerne Eisbein mit Senfsosse, dazu Blaukraut, hab ich schon lang nicht mehr gegessen, ich liebe Fleisch, wissen Sie.«
Sie hinterfragt nichts, zwinkert nur:
»Ok, wird gemacht, einmal Eisbein mit Senf und Blaukraut. Kartoffeln auch?«
»Nein, Kartoffeln nicht, danke.«
Sie notiert Tag 1 auf ihrem Notizblock.
Meine Begleiterin sollte keine schöne Frau sein, sie sollte wettergegerbt aussehen, das trifft es gut, denke ich. Ein Mann ? Ich weiss nicht, dann sollte er feminin sein, einfühlsam, geschickt mit den Händen. Ich mag es nicht, wenn Menschen ständig zappelnde Bewegungen mit ihren Händen ausführen. Es muessen unbedingt ruhige, sichere Hände sein. Das wäre wichtig fuer mich. Auch wuerde ich wollen, dass wir »Sie« sagen, wegen der Würde und so. Ein »Kannst du mir mal helfen?«, käme mir schwerer ueber die Lippen, als ein »Können SIE mir bitte mal helfen?« Und Hilfe werde ich brauchen, das ist klar.
Und damit hätten wir Tag 1 fertig, Online-Patientenverfuegungen sind ja modern heutzutage und ist der Blaster nicht ein schöner Ort, ganz doll Sterbewillige kennenzulernen ? Ich meine ja, sieht ganz danach aus und seien wir doch ehrlich: wer will schon seine bedeutungsvollsten Worte auf gellend weisses Industrieblankopapier schreiben, die in Druckmaschinen landen, nein, es sollte ein ganz besonders schönes Papier sein, blauer Hintergrund, gelbe Schrift und dazwischen immer etwas Schlumpfblaues. Wo war ich ? Stimmt, bei Tag 1. Da hätten wir schon mal Tag 1 voll. Eisbein, das dauert mnindestens 4 Stunden, wisst ihr. Mein Vater hat das früher immer gekocht, ich weiss nur noch, dass es gut war und das man echt viel Senf braucht.
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