Heroinabhängige werden oft bemitleidet, umso mehr, wenn sie im stillen Kämmerlein mit einer Spritze im Arm abnippeln (und womöglich erst Wochen später gefunden werden). Tatsächlich aber sollte hier beim Betrachter Neid vorherrschen, denn man kann in der Tat nur wenige Tode sterben, die sanfter von statten gingen als die lethalen Auswirkungen einer guten alten Überdosis. Zustimmend nicken werden hier die (zahlreichen) Überlebenden von Sprüngen aus dem dritten Stock, wie auch diejenigen, die nach der Einnahme eines Cocktails aus Betäubungspillen und Antidepressiva für den Rest ihres kärglichen Lebens auch noch mehrmals wöchentlich die Dienste der nächsten Dialysestation in Anspruch nehmen müssen.
Einen einfachen Kreislaufkollaps bekommt man sonst im Leben nicht so billig, da muß man schon harte, langjährige Arbeit investieren, Fressen bis zum umfallen etwa, und am Ende reicht es dann doch nur zum Schlaganfall...
Nein, bemitleidet die Heroinabhängigen nicht, TANZT mit ihnen, seid nett zu ihnen, freut euch für sie, aber seid nicht des Neides. Legt ihnen Geld unters Kopfkissen, wie eine gute Fee, ehrt sie, zieht euren Hut, wenn sie vorbeikommen, murmelt dann erfürchtig: »Dort geht ein Heiliger!«. Eine Gesellschaft läßt sich gewiß daran messen, wie sie ihre Heroinabhängigen behandelt. Ehrt sie wie eure Väter und Mütter, spendet ihnen Sommers mit Palmwedeln schatten, wärmt sie im Winter mit ...aäh...etwas Wärmendem.
Gott schütze Kinder, Alkoholabhängige und Heroinabhängige.
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