Auf dem Sterbebett habe die 91jährige Frau den Arzt und ihren Pfarrer beschworen, sie trage noch ein Kind im Leibe, das mittlerweile 46 Jahre alt sein müsse. Dieses solle man bitte nach ihrem Tode herausholen. Tatsächlich fand sich in der kürbisgroßen, verkalkten Kapsel, die mit einem Beil geöffnet wurde, ein voll entwickelter, mumifizierter und teilweise zu Kalk gewordener Foetus männlichen Geschlechts. Von bräunlicher Farbe, geräuchertem Fleisch nicht unähnlich, sei er ursprünglich gewesen und habe nicht übel gerochen. Das Gesicht, die Ärmchen und Beinchen waren deutlich zu erkennen. Das Tübinger Steinkind gilt als das Schönste der weltweit ca. 300 in der Literatur beschriebenen Steinkinder. Nach seiner ersten Untersuchung und Balsamierung am Anatomischen Institut in Tübingen – damals noch in einer heute abgerissenen Nebenkapelle der Jakobuskirche – kam es noch im Jahr 1720 in die hochfürstliche Kunstkammer nach Stuttgart. Herzog Eberhard Ludwig und sein Hofstaat bestaunten diesen Fund, der großes öffentliches Interesse erregte – zumal die Frau später noch zwei gesunden Söhnen das Leben geschenkt hatte.
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