Die witzigste Steffi, die ich mal kannte, hieß eigentlich Stéphie. Sie war Französin, aber eine gegen alle Klischees. Ihr Land fand sie doof, kochen konnte sie überhaupt nicht, Fahrrad fahren haßte sie, aber dafür sprach sie richtig gut deutsch. Sie trank nur ganz selten Alkohol und niemals Wein. Sie stand immer schon um sechs Uhr morgens auf und war dann auch noch gut gelaunt. Sie begegnete allen Leuten mit einer beinahe abnormalen Freundlichkeit. Allgemein war sie für ihren schlechten Geschmack berüchtigt, sowohl in Essensfragen, als auch in Sachen Mode und Kultur. Sie konnte einen wirklich schlimm zu Lachen bringen, absichtlich und auch unabsichtlich. Aber sie verstand richtig gut Spaß, und selbst wenn sie mal sauer war, war sie nie ernsthaft beleidigt. Einmal habe ich sie wegen irgendeiner Unwichtigkeit nachts um drei aus dem Schlaf reißen müssen. Ich erinnere mich noch genau, wie sie mir in ihrem zerknitterten, grauen Schlaf-Shirt die Zimmertür geöffnet hat. Sie hat mich aus verpennten Augen völlig entgeistert angesehen und gesagt: »Ischglaubduspinnstey!« Komisch, aber genau das ist das Bild, das ich heute als allererstes mit Stéphie in Verbindung bringe...