Um Pfingsten, nach Dortchens Confirmation, als eben die Obstbäume des ganzen alten Landes in voller Blüthe standen und süßes Aroma durch die Baumhöfe fluthete, schritt eines Abends eine ärmlich gekleidete Frau den Deichweg entlang. Um den Kopf trug sie ein buntes Tuch gewunden, das beide Augen beinahe bedeckte. Ein junger, strammer Bursche von etwa achtzehn Jahren führte die Frau und zählte die quer über den Deich laufenden Gitterthüren, die oft den Weg sperrten, sich aber leicht öffnen ließen und auch von Jedermann ohne Umstände geöffnet wurden. Jede solche Gitterthür bezeichnet nämlich die Grenze oder den Anfang eines neuen Besitzthumes, denn alle in der Marsch belegenen Häuser mit ihren Baumhöfen erstrecken sich über den Deich hinaus an den Fluß, wo die Fahrzeuge der verschiedenen Eigenthümer, von Obstbaumästen überschattet, vor Anker liegen.
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