Arnstein, Franziska Freiin von (geb. zu Berlin 29. November 1758, gest. zu Dreihaus bei Wien 8. Juni 1818), Gemalin des Freiherrn Nathan Adam von A., schwedischen Generalconsuls, zählte sie zu den geistreichsten und interessantesten Frauen Wiens. Die großen Reichthümer ihres Gatten setzten sie in die Lage, ihren Salon zu einem der glänzendsten der Residenz zu gestalten. Gräffer schreibt von ihr: „Schönheit und Anmuth, Verstand und Herzensgüte, Geist und Bildung, Lebhaftigkeit und Talent, Tact und Gewandtheit, Adel und Schönheitssinn zeichneten sie im hohen Maße aus. Alles war Grazie an ihr, ihr Bau, ihre Haltung, ihre Bewegung, Alles Wellenlinien. Alles war Harmonie und der Anblick dieser Frau Musik. Ein geistreicher Mann sagte dieser Staël Wiens einmal: „Mit Gunst Frau Marquise, wenn Sie Selbst auch alle Ihre Millionen hätten, so würde sich gleichwol Niemand um Sie bekümmern, doch wenn Fanny Arnstein keinen Heller besäße, so wäre sie doch eine Millionärin.“ Solche Vorzüge verbunden mit Reichthum und Hospitalität mußten sie und ihr Haus nothwendig zu Gegenständen allgemeiner Bewunderung und Huldigung erheben. Um in ihren Salons Zutritt zu erhalten, bedurfte es nicht äußerer Vorzüge, es entschied was man war, nicht wer man war. So wurden denn ihre Zirkel für Wien das, was die Salons einer Géoffrin und Recamier in Paris waren. Joseph II. mit seinem hohen Sinn für das wahrhaft Edle und Ausgezeichnete würdigte sie bei jeglichem Anlasse seines Grußes, seiner Anrede, seiner Hochschätzung. Zur Zeit des Wiener Congresses war ihr Salon der Sammelplatz der größten europäischen Diplomaten, eines: Talleyrand, Wellington, Consalvi, Hardenberg u. A., Männer, die sich aber nicht durch den Glanz und die Pracht ihres Hauses hätten fesseln lassen, wenn sie nicht durch die reichen geistigen Vorzüge, welche diese Dame in sich vereinigte, angezogen worden wären. Ein halbes Jahrhundert hindurch erfüllte sie in lautloser Weise die Aufgabe, Kunst und Literatur und feine Sitten zu fördern und die Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserstaates zu Wien, dessen Mitbegründerin sie war, ehrt ihr Andenken dadurch, daß ihr Bild in Aquarell in der Bildergallerie dieses Vereins aufgestellt ist. Die Bildergallerie selbst ist aber eine Schöpfung des k. k. Regierungsrathes Jos. Sonnleithner, der auf seine Kosten Porträte berühmter Tonkünstler von Kuppelwieser und Möller malen ließ, die dann der Verein noch bei Lebzeiten des Gründers käuflich an sich gebracht und im Musikvereinsgebäude unter den Tuchlauben untergebracht hat. Die noch lebende Freiin Pereira-Arnstein ist die Tochter dieser ausgezeichneten Dame und die Erbin ihres Geistes und ihrer feinen Sitte.
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