Ich mag diese kurzen, praktischen Sprachkurse mit Kassette oder CD. Angefangen hat alles mit Langeweile in den Sommerferien und einem kleinen, zerfledderten Kurs aus der Bibliothek: »Spanisch in dreißig Tagen«. Gut - ich habe vierzig Tage gebraucht, aber hinterher konnte ich ein bisschen Spanisch. Die Popsongs, die in diesem Sommer alle spanisch daherkamen, waren kein Problem.
Didaktisch war der Kurs beschissen: fünfzig Vokabeln an einem Tag. Im passiven Wortschatz nicht schwer für mich, aber ich wollte sie aktiv beherrschen, und deshalb habe ich mir zehn Tage mehr gegeben. Die Grammatik kannte ich aus dem Französischen - eine kleine Überraschung.
Frisch in der neunten Klasse fing ich wieder an, mich zu langweilen. Und ich habe mir den Italienischkurs besorgt. Ruckzuck ging das!
Später kam dann ein etwas anspruchsvoller Kassettenkurs für Spanisch dazu, und am Ende des Winters konnte ich Muttersprachler mühelos verstehen und auch selbst ein bisschen erzählen.
Das hat mich stutzig gemacht: irgendwas lief in der Schule falsch! In meinen Sprachen hatte ich gute Noten, auch, wenn ich mich nie besonders angestrengt habe. Allerdings habe ich weder Briten noch Russen oder Franzosen verstehen können, obwohl ich mich jahrelang durchaus interessiert durch verschiedene schlechte Lehrbücher geackert hatte.
Wo lag das Problem? Ganz einfach: kein Fremdsprachenlehrer wird die Phonetik so hinbekommen wie ein Muttersprachler. Das ist in seiner Ausbildung gar nicht vorgesehen! Wenn du nach Jahr und Tag mit deutschem Russisch oder Englisch auf einen Russen oder Briten oder Amerikaner oder auf einen Franzosen triffst, guckst du dumm aus der Wäsche, weil du weder an das Sprechtempo noch an die phonetischen Besonderheiten der Sprache gewöhnt bist.
Durch den kurzen Sprachkurs klüger geworden, habe ich tagelang nur englische Trickfilme geschaut. Und irgendwann klappte es. Später habe ich Lyrics verschiedener Popsongs zusammengesucht und meine Ohren geschult. Was bei Englisch funktionierte, funktionierte auch bei Französisch. Über das Internet kam ich an alles ran, was ich dazu brauchte! Vorlesungen, Reden, Lieder...
Um mein Russisch ist es schade. Ich habe fast alles verlernt. Allerdings habe ich auch kaum ein gesprochenes Wort verstanden! Jetzt habe ich Zeit. Und ich denke, ich werde mir einen Sprachkurs mit CD besorgen. Irgendwann mit der Eisenbahn nach Wladiwostok zu fahren, das wäre immer noch mein Traum...
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