Der Sportwagen ist zu nichts gut, ausser zum sportlichen Fahren, was mit PKW auf Deutschen Strassen eine verdammt schwierige Angelegenheit ist. Den Führerschein dabei zu behalten darf als große Kunst gelten. Für jeden anderen Zweck ist der Sportwagen ungeeignet. Er ist teuer in der Anschaffung, unbequem, hat nur minimale Zuladungsmöglichkeiten, ist anspruchsvoll zu fahren und verbraucht recht viel Benzin.
Aber er symbolisiert im Sinne des Potlatchs, daß sein Besitzer über solche Reichtümer verfügt, daß er nicht nur Anschaffung und Unterhalt locker finanzieren kann, sondern auch auf Alltagstauglichkeit nicht angewiesen ist. Der Porsche oder Ferrari symbolisiert in diesem Sinne, daß sein Besitzer entweder für Alltagszwecke noch ein weiteres Auto besitze, oder aber Alltagsfahrten durch seine Domestiken erledigen lassen kann. Der Sportwagenfahrer steht in jedem Falle über diesen Niederungen des Alltags. Ausserdem wird die fahrerische Kompetenz, einen solchen Sportwagen »zu beherrschen« herausgestellt.
Primitive psychologisierende Theorien gehen davon aus, daß sich diese Symbolwirkungen vor allem an jüngere Frauen - die sogenannten »Mädels« - richten sollen. Dies ist völlig falsch. Sie richten sich im wesentlichen an den Sportwagenfahrer selbst, der den Inhalten dieser Symbolisierungen in aller Regel nur sehr unvollkommen genügt, wie man Samstagsvormittags an den joggingbehosten Sportwagenfahrern ablesen kann, die irgendwie versuchen, ein Spar-Pack Klopapier von Aldi in dem Gefährt unterzubringen. Über die auswärtigen Nummernschilder braucht man sich nicht zu wundern. Sportwagenfahrer nehmen in aller Regel gerne längere Anfahrten in Kauf, um nicht bei diesen Peinlichkeiten beobachtet zu werden.
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