Die deutschen Namen von Speisepilzen klingen immer so, als ob sie unmittelbar nach dem Genuß bestimmter Nicht-Speisepilze erfunden worden wären. Es braucht schon eine Menge Phantasie, um sich etwas unter »Purpurfilziger Holzritterling«
vorzustellen. Ähnlich abgedreht klingen auch »Grubiger Milchling«, »Nebelgrauer Rötelrichterling«, »Halskrausenerdstern« und »Dreifarbige Koralle«.
Die allermeisten Pilznamen jedoch klingen so, als ob sie ein erfolgloser Pilzsammler im Wald improvisiert hätte, der heftig fluchend den Umstand beklagt, daß die dummen Dinger einfach nicht zu finden sind:»Wo seid ihr denn?! Komm bloß her, du Sternhaariger Mistborstling! Ich kriege dich schon, Heide-Schleimfuß! Ihr könnt alle aufgeben, auch du, Dickschaliger Kartoffelbovist! Kommt jetzt raus! Warte nur, du häßliches Gezücht, du Grauer Wulstling! Grubiger Schleimrübling! Falscher Pfifferling! Runzelschorf! Judasohr!!!«
Und um sich dann ein bißchen abzuregen, könnte der hektische Zeitgenosse ein paar Spitzkegelige Kahlköpfe verzehren. U.U. bekommt er davon Halluzianationen evtl. erotischer Ausprägung, er liegt dann auf dem Moos im Wald rum und träumt sich allerlei anziehende Gestalten zurecht:»Oh, Schönfußröhrling! Wie hübsch...! Ach...und was ist das? Oho, eine Halbfreie Morchel! Hm! Oh, jetzt ist es eine Alpenrosen-Nacktbasidie!!! Ein Rotbrauner Lacktrichterling!!! Saftling!!! Hundsrute!!!«
Usw., aber hinterher fühlt er sich dann immer wie ein Niedergedrückter Rötling. Sofern er nicht sowieso versehentlich den Gifthäubling erwischt hat und vor seiner Zeit die Totentrompete hört.
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