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Martin von Ulmendorf schrieb am 25.5. 2009 um 13:42:20 Uhr über

Sonett

Es gibt zwei Arten von Sonett, die italienische Form mit zwei Strophen zu jeweils vier Zeilen und zwei Strophen zu jeweils drei. Dabei ist der Reimschema der ersten beiden Strophen ABBA ABBA, bei den letzen beiden Strophen beliebig. Daneben gibt es die englische Form mit drei Strophen zu jeweils vier Zeilen, den Quartetten, und einem abschließenden zweizeiligen Couplet. Das Reimschema ist dann ABAB CDCD EFEF GG. Mir liegt die englische Form mehr, da sie der an Endreimen armen deutschen Sprache eher entgegenkommt als die italienische Form.

Ich will hier einfach mal drei meiner eigenen Versuche auf diesem Gebiet reinstellen:



Am Tiefpunkt meines Lebens angekommen,
Befürchte ich, noch tiefer abzusinken;
All meine Güter sind mir längst genommen,
Fallich noch weiter, werde ich ertrinken.

Was ich erhoffte, nie wars mehr als Wahn,
Nach oben stieg ich stets allein im Traum;
Erwachte ich, so führte meine Bahn
Mich stets hinab im bodenlosen Raum.

Ich steham Abgrund, kann nicht weiter schreiten,
Am Klippenrand bin ich vom Meer bedroht;
Verharre ich, so bringen mir Gezeiten,
Sobald die Flut kommt, meinen feuchten Tod.

Ich kann nicht umkehrn, vor mir liegt Verderben;
Erscheint kein Retter, werde ich hier sterben.



Ich suchte unaufhörlich sichren Grund
Und bin im Nachtsturm oft herumgezogen;
Von Hilfe kündete mir mancher Mund,
Doch immer wieder wurde ich betrogen.

Auf Rettung hoffte ich im Schattenhain,
Auf schönsten Reichtum ohne Münzen gar;
Pandoren lockten lächelnd mich hinein,
Ich folgte ihnen, blind für die Gefahr.

Ich wähnte von Dryaden mich empfangen
Und sah noch ihre wirkliche Gestalt,
Bevor die Nebelschwaden mich verschlangen,
In denen ungehört mein Ruf verhallt.

Der Dunst ließ im Vergessen mich verblassen;
Ich habdie Welt, die Welt hat mich verlassen.



Des dürren Todes Lockruf noch im Ohr,
Fällt meine Wahl trotz Dornen auf das Leben.
Wachs schütze mich vor dem Sirenenchor!
Nach bessren Ufern will im Sturm ich streben.

Des Wahnsinns Süße sucht mich zu betrügen,
Verspricht Befreiung mir von meinen Ketten;
Doch schenkte ich Gehör den schönen Lügen,
So könnte nichts mehr vor mir selbst mich retten.

Der trügerische Trost soll mich nicht blenden,
Ich wähl’ den klaren Blick im reinen Schmerz:
Ich werde meine Pein nicht rasch beenden,
Ich stehe fest und harre aus wie Erz.

Ich habe Deinen Lockgesang vernommen,
Doch wisse, Tod, Du bist mir nicht willkommen.




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